Flusslandschaft 1993
StudentInnen
Die Technische Universität an der Arcisstraße 21 feiert ein Jubiläum. Ministerpräsident und Kultusminister gratulieren, die Studierenden protestieren ein wenig.1
CSU-Mitglied Prof. Dr. Theodor Maunz war von 1957 – 1964 bayrischer Kultusminister. Zurück-
treten musste er, nachdem einige Veröffentlichungen aus seiner Hand vor 1945 bekannt wurden. Die CSU-Fraktion verabschiedete ihn mit dröhnenden Ovationen. Am 10. September 1993 stirbt er. „München wurde vor 1960 Verlagssitz des größten rechtsextremen Medienkonzerns Deutschlands, des Imperiums des gebürtigen Oberpfälzers Gerhard Frey (‚Deutsche Nationalzeitung’, ‚Deutscher Anzeiger’); der Verleger sorgt im Jahre 1993 durch die Veröffentlichung von Briefen der beiden CSU-Politiker und früheren Minister Theodor Maunz und Alfred Seidl, die beide jahrelang zu sei-
nen Beratern und Mitarbeitern an der ‘Nationalzeitung’ gehört hatten, für einen Skandal – und – Frey belegt damit einmal mehr, wie fließend in Bayern die Grenzen zwischen rechtsextrem und christlich-konservativ verlaufen.“2 Nachdem nun erneut bekannt wird, wie verstrickt Maunz in rechtsextreme Strukturen ist, gefallen sich einige seiner Kollegen nun in Überraschung und ge-
spielter Empörung, auch der CDU-Präsidentschaftskandidat Roman Herzog, der sechs Jahre als Assistent bei seinem Doktorvater Maunz gearbeitet hat. So richtig über den Fall Maunz wollen aber die Professoren mit ihren studierenden nicht diskutieren. Der AStA der LMU: „Der Fall Maunz festigt nur das Bild einer Universität, die ihre Vergangenheit nicht bewältigen kann und auch in der Gegenwart Probleme im Umgang mit den Themen Nationalsozialismus und Ausländerfeind-
lichkeit in Deutschland hat.“3
(zuletzt geändert am 14.2.2021)
1 Siehe „Die ‚Freunde des Bieres’“ von Gregor Kurseil.
2 Robert Schlickewitz, Sinti, Roma und Bayern. Kleine Chronik Bayerns und seiner „Zigeuner“, 2008, www.sintiromabayern.de/chronik.pdf, 126.
3 Zit in Süddeutsche Zeitung 35 vom 12./13. Februar 1994, 11.