Flusslandschaft 1998

Schwule/Lesben

Nachdem das Münchner Ulrichs Comitee (MUC) sich seit 1993 dafür einsetzt, beschließt am 22. Januar 1998 der Stadtrat, den Platz am Zusammentreffen Holzstraße, Am Glockenbach, Arndtstra-
ße und Geyerstraße in der Isarvorstadt/Ludwigsvorstadt in Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz zu benen-
nen.1

Seit 1984 verlangten Münchner Schwule, dass im Devotionalienraum der KZ-Gedenkstätte Dachau ein Gedenkstein für die homosexuellen NS-Opfer aufgestellt wird. Ausgerechnet das Comité Inter-
national de Dachau
(CID) – es hat das Hausrecht auf dem Gelände der Gedenkstätte – votierte da-
gegen. Daraufhin demonstrierten Münchner Schwule fünf Jahre lang mit großen Transparenten mit der Aufschrift „Wer die Verbrechen an Homosexuellen totschweigt, billigt sie letztlich“ bei je
der Befreiungsfeier Anfang Mai für die Errichtung des Steins. Erst 1998 gesteht das CID den Ver-
tretern der Schwulengruppen einen offiziellen Platz bei den Kranzniederlegungen zu.

2
Am 28. Juni findet die Demonstration „Come out – Lesben, Schwule, Pädophile“ statt. Immer wieder kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Lesben und Schwulen: Die Lesben wollen, dass die Pädophilen aus dem gemeinsamen Auftreten verschwinden.

Nach der geglückten Ablösung von Kreisverwaltungsreferent Uhl (CSU) wird am 30. Juni im Stud in der Thalkirchnerstraße 2 die „Uhl-ist-weg-Party“ gefeiert.3

Am 18. Juli findet um 12.00 Uhr der Christopher-Street-Day (CSD) auf dem Odeonsplatz statt.


1 Seit November 2005 ist das Platz-Schild mit einer Info-Tafel mit folgendem Text versehen: „Karl Heinrich Ulrichs (1825 — 1895) Mit seinem öffentlichen Eintreten für die rechtseinheitliche Straffreiheit gleichgeschlechtlicher Beziehungen beim Deutschen Juristentag 1867 in München trug er wesentlich zur rechtlichen und gesellschaftlichen Gleichstellung Homose-xueller bei.“

2 Schwules Museum, Berlin

3 Siehe „Uhl ist weg“ von Siegfried Benker.