Flusslandschaft 2003

Gedenken

25. April: Aktion zum 17. Tschernobyl-Jahrestag mit Infostand auf dem Marienplatz.

Am 10. Mai lesen in Erinnerung an die Bücherverbrennung der Nazis, die sich zum siebzigsten Mal jährt, auf dem Königsplatz in der Maxvorstadt zehn Stunden lang Hundert AutorInnen, SchülerIn-
nen, Studierende, SchauspielerInnen und andere Bücherfreunde vor etwa tausend Zuhörern Texte aus Büchern, die verbrannt und deren Autoren verfolgt, verjagt oder ermordet wurden. Ab 2003 wird diese Lesung jedes Jahr wiederholt. – Kastner hat auch beantragt, seinen Brandfleck erneu-
ern zu dürfen. Die beim Baureferat angesiedelte Kunstkommission entschied sich am 20. Januar gegen eine Erlaubnis. – Der bayrische Landtag zeigt im Mai zum Gedenken an die Bücherverbren-
nung historische Ausgaben aus dem Dokumentations- und Forschungsarchiv 10. Mai 1933 von Georg P. Salzmann. Dieser würde gerne seine Sammlung in eine öffentliche Stiftung überführen. Politiker und Museumsleute aller Couleur winken ab.1

Die Von-Throtha-Straße in Waldtrudering erinnert an einen Generalleutnant, der 1904 in Deutsch-Südwest-Afrika den Völkermord an den Hereros verantwortete. Am 16. Juni stellt Stadtrat Sigi Benker den Antrag, dass dem Stadtrat erläutert werde, welche Münchner Straßennamen nach Per-
sonen, Ereignissen und Orten aus der Geschichte der ehemaligen deutschen Kolonien benannt sind, und dass dem Stadtrat ein Vorschlag unterbreitet werde, wie mit diesem Kolonialerbe umge-
gangen werden soll.2

Zur Kundgebung anlässlich des Hiroshimatages 2003 am 6. August auf dem Forum der Münchner Freiheit um 18 Uhr schreiben die Veranstalter: „Der Irakkrieg hat erneut drastisch deutlich ge-
macht, wie sehr die USA (und ihre Gefolgschaft) auf Krieg und Gewalt setzen. Entsprechend alar-
mieren muss es uns, wie sie ihre Vormacht durch eine aggressive – und riskante – Atomwaffenpla-
nung ausbauen, auch mit der Abkehr vom ABM-Vertrag und den Regeln des Atomwaffensperrver-
trages. Gleichzeitig werden durch den massenhaften Einsatz von Waffen mit ‚abgereichertem Uran’ über die zunächst sichtbaren Zerstörungen hinaus ganze Länder buchstäblich vergiftet – Balkan, Afghanistan, Irak … wer kann dem Einhalt bieten? Unser Gedenken an die Opfer von Hiroshima und Nagasaki bedeutet auch Gegenwehr zur heutigen Atom- und Militärpolitik. Nein zum Krieg – es gibt keine Rechtfertigung“. – Truderinger Frauen für Frieden und Abrüstung, Bürger gegen Atomreaktor Garching e.V., Münchner Bürgerinitiative für Frieden und Abrüstung (BIFA), Schwabinger Friedensinitiative, Münchner Friedensbündnis.

(zuletzt geändert am 25.2.2021)


1 Siehe „Die Bibliothek der verbrannten Dichter“.

2 Die Broschüre „Münchens Kolonialviertel“, die die heftigen Auseinandersetzungen und späteren Umbenennungen der Straßen dokumentiert, ist zu finden unter
http://www.nordsuedforum.de/nosforessourcen/doc/nosfo/strassennamen_ansichts.pdf. Siehe auch http://muc.postkolonial.net/