Flusslandschaft 2005

Medien

Im Januar wird Modezar Rudolph Moshammer brutal ermordet. Für die Medien ist dies ein Fest.1 Auch der Tod des polnischen Papstes besetzt die Themen in den Medien.2

München ist schick, kühl, hip und halligalli. An diesem Bild, das die Stadt von sich selbst entwirft, malen gerne auch Privatsender mit. Natürlich nicht uneigennützig; es geht um Umsatz und Rendi-
te. Journalisten helfen Journalisten (JhJ) beobachtet, dass gerade die Kolleginnen und Kollegen, die bei dieser München-Sause mitmachen, sich um die wahrlich ernsten Themen wie zum Beispiel die permanenten Verletzungen von Menschenrechten weltweit keinen Deut scheren.3

Die Bundestagswahl am 18. September beendet die Ära Schröder. Unter Angela Merkel regiert jetzt eine große Koalition. Der Machtwechsel wird auch der beinahe einhelligen Meinungmache der Me-
dien zugeschrieben, die seit Wochen Schröder „hinunter“ und Merkel „hinauf“ schreiben, der Me-
dien, die weder gewählt noch politisch legitimiert sind, aber immer öfter in die Rolle politischer Akteure schlüpfen und die von ihnen gespiegelten Diskurse selbst schaffen.

Es ist Jahrzehnte her, dass in der kritischen Szene die Übereinstimmung herrschte, die Bild-Zei-
tung
sei ein reaktionäres Hetzblatt, das an die niedersten Instinkte seiner Leser appelliere. Heute gibt sich die gesamte politische Prominenz in dem Blatt ein Stelldichein. Kein Wunder, BILD macht Regierungen, BILD regiert. Aber einen gibt es noch, der Sommer und Herbst diesen Jahres sich der Tortur unterzieht und regelmäßig die Gazette liest und der dann dagegen anschreibt.4


1 Siehe „Tod, Verklärung und Verrat – Moshammers Ende“ von Max Brym.

2 Siehe „Unser Beitrag zum Tod des Papstes“.

3 Siehe „Wem es gut geht“ von Carl Wilhelm Macke.

4 Siehe Gerhard Henschel, Von Tag zu Tag wird’s schmutziger, in: Merkur 680 vom Dezember 2005, nachgedruckt in der taz und zu sehen auf www.taz.de/1/archiv/?dig=2005/12/10/a0268 sowie Gerhard Henschel, Gossenreport. Betriebsge-
heimnisse der Bild-Zeitung. Mit einem Gastbeitrag von Herman L. Gremliza, Berlin 2006.