Flusslandschaft 1957

Bundeswehr

Die Bundeswehr wirbt um Akzeptanz, manche Studierende sind skeptisch.1

Am 16. Januar protestieren tausend Jugendliche gegen die bevorstehende Musterung des ersten Jahrgangs von Wehrpflichtigen.2

14. Februar: „In diesen Wochen, in denen die Musterung für die Bundeswehr stattfindet, wird sich auch zum ersten Mal zeigen, wie die Behandlung von Wehrdienstverweigerern in der bundesdeut-
schen Praxis aussieht. Nach grober Schätzung stellt von jeweils hundert Wehrpflichtigen einer den Antrag auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer. In München rechnet man mit zwanzig bis dreißig solchen Antragstellern … Das Gesetz erlaubt die Verweigerung nur aus religiösen oder Gewissensgründen.“3 Am 1. April rücken die ersten Wehrpflichtigen ein.

Am 3. Juni ertrinken fünfzehn Grundwehrdienstleistende des „Luftlandejägerbataillons 19“ der Bundeswehr beim Überqueren der Iller bei Hirschdorf (Kempten). Stabsoberjäger Peter Julitz, der die Grundwehrdienstleistenden durch die Iller schickte, sitzt jetzt in Haft. Bundesverteidigungsmi-
nister Franz Josef Strauß meint später: „Ein Soldat brauche einen Befehl nicht auszuführen, wenn man ihm etwas zumute, was über seine Kräfte gehe.“ Am 4. Juni heiratet Strauß in der Kirche St. Marinus in Rott am Inn Marianne Zwicknagl.4

In deutschen Zeitungen, auch im Spiegel 43, 45 und 50, erscheinen ganzseitige Anzeigen, die das Kampfflugzeug „Starfighter“ der Lockheed Corporation, Burbank (USA), wie einen Markenartikel als „das bemannte Geschoss höchster Luftüberlegenheit“ anpreisen: „zweckgerechte Konstruktion … einfachste Wartung …“ Einige Spiegelleser sind begeistert: „… Ich habe bisher vergeblich nach einem Echo aus dem Leserkreis auf die Anpreisung eines Düsenjägers gesucht, obwohl doch eine solche Werbung in Form normaler Zeitungsreklame höchst ungewöhnlich ist … München 15, Gün-
ter Henne, cand. med.“ „… Will diese amerikanische Firma … eine Art indirekter Markenwerbung betreiben? Oder was soll diese Waffenreklame sonst? Soll der Starfighter vielleicht der neue Volks-
jäger werden? München 19, Joachim Büchner“5

In der Bundeswehr dienen etwa 10.000 Offiziere sowie 44 Admirale und Generale der ehemaligen Wehrmacht.


1 Siehe „Sie Rindvieh!“ von Konrad Kittl.

2 Siehe „Der Baras und seine Forteile“ von Xaver Bledsamer.

3 Stadtchronik, Stadtarchiv München.

4 Siehe „Heimgegangen“ von Thomas Münzer; siehe auch Der Spiegel 24 vom 12. Juni 1957, 13 ff.

5 Der Spiegel 5 vom 29. Januar 1958, 9.

Überraschung

Jahr: 1957
Bereich: Bundeswehr