Materialien 1969

Über die Aktion Südfront ist folgendes bekannt geworden

Bayer. Staatsministerium des Innern
8 München 22, den 14. November 1974

An die Landeshauptstadt München
- Personalreferat -
8 München 1
Rathaus

Verfassungstreue im öffentlichen Dienst …
hier: Grube Ernst …

Über die „Aktion Südfront“ … ist folgendes bekannt geworden:

Im Mai/Juni 1969 schlossen sich in München etwa 60 Personen, zu denen u.a. auch Anhänger der sog. „Außerparlamentarischen Opposition“ (APO) gehörten, zu einer als „Aktion Südfront“ bzeich-
neten (sic!) Vereinigung zusammen, deren Ziel es war, eine Revolutionierung des Erziehungswe-
sens voranzutreiben. Dieses von ihnen „Kulturrevolution“ genannte Unternehmen zielte darauf ab, im Wege der Fürsorgeerziehung (FE) und der „Freiwilligen Erziehungshilfe“ (FEH) in Heimen untergebrachte Jugendliche zum Verlassen der Erziehungsheime zu verleiten, um diese dann in „Lehrlingskollektiven“ oder „Kommunen“ unterzubringen, wodurch ein „Gegenmodell zur Heim-
erziehung“ geschaffen werden sollte. Daneben war beabsichtigt, einen gewissen Kader jugendlicher „Rebellen“ zu organisieren, mit dessen Hilfe die Initiatoren der „Südfront“ ihre anarchistischen (sic!) Ziele verfolgen wollten.

Ideologisch von der These Mao-Tse-Tungs „Stützpunkte auf dem Lande errichten und die Städte von den Dörfern her einkreisen“ ausgehend sollte im Zeitraum August bis September 1969 im süddeutschen Raum eine Großaktion durchgeführt werden, deren „Angriffsziel“ zunächst Jugend- und Erziehungsheime sein sollte (sic!), um dort „neue relevante Schichten der Jugendlichen zu mobilisieren“.

Gegen die Rädelsführer der Aktionen liefen umfangreiche staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren unter dem Az.: 1 Js 351/69 (1 Js 437/69) …

I.A.
Popp
Regierungsdirektor


Sammlung Ernst Grube

Überraschung

Jahr: 1969
Bereich: Jugend

Referenzen