Materialien 1969
Wetterleuchten für den Oberstaatsanwalt
Unbarmherzig wurde der Münchner Oberstaatsanwalt Wilhelm Lossos in der Nacht vom 22. zum 23. Juli aus dem Schlaf gerissen. Durch eine Explosion rieselte in seinem Haus in der Peter-Putz-Straße 1 der Putz von den Wänden. Eine schwere Stahltür flog aus den Angeln. Der Grund: Unbekannte Täter hatten Benzin in den Heizungskeller geschüttet und ein Streichholz nachgeworfen. Die Polizei stellte einen Molotow-Cocktail sicher. Nachdem die Kripo zunächst im Dunkeln tappte, hellte sich für sie der Fall jetzt auf: Einen Tag nach der Explosion fand sich im Briefkasten des Oberstaatsanwaltes eine Postkarte („Lieber Wilhelm! Hat Dir das Wetter-Leuchten gefallen?“) mit dem Absender „Provisorisches Komitee zur Verbrennung von Staatsanwälten“. Messerscharf folgerte die Kripo: „Der Täter kommt aus den Reihen der APO. Erstens steht der Text auf einer Postkarte der APO-Rechtshilfe (mit einem Konterfei vom einsitzenden APO-Demonstranten Reinhard Wetter), und zweitens erlaubt es die APO, Molotow-Cocktails zur Gegenwehr zu verwenden.“ Eilfertig setzte das Polizeipräsidium München für die Ergreifung des Täters eine Belohnung von 3.000,- DM aus.
konkret. Monatszeitung für Politik und Kultur 17 vom 11. August 1969, 2.