Materialien 1970
Monopol-Fernsehen antibayerisch
… Hier (in Bayern) ist mehr als jeder zweite Wähler um die Früchte seines Votums gebracht wor-
den und daher ziemlich aufgebracht, wenn im Fernsehen tendenziös berichtet wird … Nirgends klafft zwischen dem politischen Willen des Volkes, des demokratischen Souveräns und der Mei-
nung der Nachrichtenmonopole eine solche Kluft wie in Bayern. An dieser Reibungsfläche muss es auf die Dauer zu Konflikten kommen, welche die Frage nach dem öffentlich-rechtlichen Charakter des Fernsehens aufwerfen. Gewiss, es herrscht Pressefreiheit und man sollte (sic!) sie nicht be-
schränken. Aber hat die Meinung nicht dort eine der Wahrheit und Objektivität gefährlich werden-
de Grenze erreicht, wo sie mit der faktischen Macht eines absoluten Monopols auftritt? Muss ein Monopol nicht stärker der Kontrolle des Volkes unterworfen sein? Anders ausgedrückt: Wären die Fernsehgesellschaften und das Angebot reichhaltiger, so könnte der Fernsehzuschauer mit dem Druckknopf abstimmen. Will er sich aber bei uns durchs Bild informieren, dann ist er den beiden einseitig operierenden Programmen ausgesetzt … Die Tagesschau dagegen, die immer mehr zur Kommentierung und damit zur Meinungsmache übergeht, wird in Hamburg produziert. Und die-
sen Umstand merkt man ihr an. Sie kommt aus einem SPD-regierten Land. Der Übergang anderer SPD-Länder wie Nordrhein-Westfalen und Hessen, wo eher regierungskonform berichtet wird, macht sich außerdem bemerkbar. Tatsache ist also, dass die Bayern fast ausschließlich mit Produk-
ten bedient werden, die unter roter Ägide fabriziert worden sind …
Marcel Hepp
Bayernkurier 1/1970.