Flusslandschaft 1958
KPD
Da in unseren Breiten Westwind vorherrscht, gelingt es bundesrepublikanischen Initiativen immer wieder, dass Fesselballons oder Raketen über ostzonalem Gebiet Flugblätter mit antikommunisti-
schen Parolen in großen Mengen freisetzen. Werden in der DDR westdeutsche Aktivisten, die diese Methoden anwenden, entdeckt und verhaftet, kommt es zu schwerwiegenden Strafen. Die DDR reagiert auf diese westlichen Methoden und versorgt illegal aktive Kommunisten in der BRD eben-
falls mit Raketen, die abgeschossen Propagandamaterial ausstreuen. In der Nacht zum 19. August bringen mehrere Männer vor dem Münchner Justizpalast zwei Raketen mit KPD-Propaganda an, deren Zündung allerdings versagt. In der Nacht zum 30. September planen die Männer erneut Ra-
ketenabschüsse, die ebenfalls misslingen. Sie werden verhaftet und zu drakonischen Strafen verur-
teilt. Unter ihnen sind der 59-Jährige Schreiner Wastl Steer, zu sechzig Prozent körperbehindert, da vor 1945 Zuchthaushaft, drei Jahre Konzentrationslager sowie eine sogenannte „Bewährungs-
kompanie“ seine Gesundheit ruinierten, und der 27-Jährige Maler Ernst Grube, der mit seiner Mutter ins Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt wurde.1
1 Siehe „Brief D.E. Ralle an Erika Grube“ und „Im Namen des Volkes“.