Materialien 1982

Josef Goebbels lässt grüßen

„Deutschland-Magazin“ hat in seiner Dezember-Ausgabe 1981 unter dem Titel „Die Pharisäer auf dem Vormarsch“ ausführlich über den Skandal um den stellvertretenden Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens und populären Journalisten Franz Schönhuber berichtet. Es ging um folgendes:

Schönhuber hatte sich 1944 als Neunzehnjähriger – vorwiegend aus Abenteuerlust – zur Waffen-SS gemeldet und war zwei Jahre lang Soldat an zahlreichen Fronten. Aus Zorn über anonyme Denunziationen, die im Bayerischen Rundfunk kursierten, schrieb er einen Erlebnisbericht, der im Verlag Langen-Müller unter dem Titel „Ich war dabei“ erschien. Das Buch, von dem – nicht zuletzt wegen des großen, teils positiven, teils negativen Echos – inzwischen über 60.000 Exemplare verkauft worden sind, ist eine Art von Selbstbiographie, die nichts vernebelt, nichts verschweigt, nichts rechtfertigt und nichts entschuldigt.

In dem Buch bekennt sich ein prominenter Publizist zur Wahrheit und schreibt nichts anderes als was er damals erlebt und empfunden hat. Eindeutig distanziert er sich – aus der Sicht von heute – von den damals begangenen Verbrechen. Er erwähnt allerdings, dass er selbst bei der Waffen-SS nichts dergleichen erlebt hat.

Schönhuber versucht, der Jugend klarzumachen, wohin der Missbrauch junger Menschen führt. Er bekennt sich aber auch aus selbstverständlichem Anstand zu Kameradschaft und Tapferkeit und zur Treue gegenüber jenen Männern, die mit ihm die Schrecken des Zweiten Weltkrieges erlebten und erlitten.

Die Vergangenheit und ihre Bewältigung sind für Schönhuber weder ein Trauma noch gar ein Tabu. Er bekennt sich zu dieser Vergangenheit und wendet sich angeekelt von jenen Opportunisten, Denunzianten, Pharisäern und Anpassern ab, die in weiten Teilen unserer Medienlandschaft den Ton angeben.

Daß bei uns offenbar Meinungs- und Pressefreiheit nur für jene erlaubt sein soll, die sich dem Terror des Zeitgeistes beugen, dafür bietet das Geschrei um Schönhuber ein klassisches Beispiel. Nicht genug damit, dass Publikationsorgane des Linkskartells unter Anführung von „Spiegel“, „Stern“, „Zeit“ und „Süddeutscher Zeitung“ Rufmordartikel gegen ihn veröffentlichten – die Mediengewerkschaft und vor allem der linksradikal geführte Schriftstellerverband unter Vorsitz des sattsam bekannten Bernt Engelmann begannen sogar Berufsverbot und Zensur für Schönhuber zu fordern. Es sind die gleichen Leute, die auf die Barrikaden gehen, wenn kommunistische Verfassungsfeinde nicht in den öffentlichen Dienst aufgenommen werden, und die für jedes kommunistische Pamphlet Meinungsfreiheit fordern.

Von diesem Kartell ist kaum etwas anderes zu erwarten. Unerträglich und skandalös aber wird es, wenn sich diesem Treiben der Bayerische Journalistenverband anschließt. Vier Jahre lang war Franz Schönhuber Ehrenvorsitzender dieses Verbandes, zwei Jahre vorher dessen Vorsitzender. Nun inszenierte der BJV unter Führung seines offensichtlich von blindem Hass und Berufsneid erfüllten Vorsitzenden Erich Geiersberger, Abteilungsleiter beim Bayerischen Rundfunk, eine Hexenjagd gegen Schönhuber. Ausgerechnet jener Berufsverband, der für den Schutz seiner Journalisten-Mitglieder zuständig ist, machte sich zum Handlanger einer Rufmordhetze.

Auf einer Sitzung, an der knapp zehn Prozent der Mitglieder teilnahmen, wurde nach einem manipulierten und unfairen Sitzungsverlauf Schönhuber mit 89 gegen 55 Stimmen bei 10 Enthaltungen der Ehrenvorsitz aberkannt. Daraufhin traten Schönhuber und weitere 12 Mitglieder unter Protest aus dem Verband aus.

Obwohl es ihm zugesagt war, verweigerte man Schönhuber mit einem Geschäftsordnungs-Trick ein Schlusswort. Man verlas nur negative Kritiken aus den bekannten Rufmordgazetten und verschwieg die zahlreichen positiven Kritiken – ja man belog sogar die Versammlung mit der Behauptung, nur die rechtsradikale Presse habe das Buch gelobt. Tatsächlich hatten aber nicht nur der „Münchner Merkur“, die „tz“, die „Abendzeitung“, sondern sogar der Chefredakteur der SPD-eigenen „Neuen Presse“ in Coburg, ein alter Sozialdemokrat, sich eindeutig zu Schönhubers Buch bekannt. Auch Bundesminister Josef Ertl hatte nachdrücklich in einem veröffentlichten Brief seinen Respekt vor Schönhubers Buch zum Ausdruck gebracht.

Kennt der Bayerische Journalistenverband eigentlich Artikel 5 des Grundgesetzes? Jedenfalls beweist er mit seinem Verhalten eine solch jämmerliche doppelte Moral und einen solchen Mangel an Toleranz, dass man ernstlich die Frage stellen muss, ob diese Herren sich berechtigt fühlen, nach der Methode der einstigen Reichspressekammer a la Goebbels zu handeln, die jeden aus ihren Reihen ausschloss und mit Berufsverbot belegte, der damals dem Zeitgeist widerstand.


Deutschland-Magazin 4 vom 1. April 1982, 50.