Materialien 1983

Klaut Ali unsere Arbeitsplätze?

„Die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg.“ So tönt es immer wieder aus der „Bild“-Zeitung, die alten und neuen Nazis hausieren damit, um ihre Parolen vom „edlen deutschen Herrenmenschen“ wieder unters Volk zu bringen – und auch aus CSU/CDU-Kreisen hört man immer deutlichere ausländerfeindliche Töne. Erinnert sei nur an das berüchtigte Rundschreiben des CSU-Sozialreferenten Stützle. Leider gehen manche Kollegen der alten „Sündenbock“-Propaganda noch immer auf den Leim.

Aber wie sieht es wirklich aus? Tausende von Münchner Arbeitsplätzen in der Metallbranche sind gefährdet. Vor allem bei Siemens. Der Herr Siemens- ein Ausländer? Oder der Dr. Ippen, der den Münchner Merkur „gesund-schrumpfen“ hat lassen? Gut, der kommt aus Norddeutschland. Aber es sind wohl doch nur ganz wenige, überpatriotische Bayern, für die das Ausland nördlich der Mainlinie anfängt.

Auch beim Bayer-Konzern sind es nicht die Kollegin Fatima und der Kollege Ali, sondern die Herrschaften in den Chefetagen, die über 2.300 Arbeitsplätze bei Agfa vernichten wollen. In ihren eigenen Reihen kennen die Konzernspitzen übrigens keine Ausländerfeindschaft: da sind sie ganz multinational.

„Die DGB-Gewerkschaften kämpfen für eine menschliche Politik, für Toleranz, für Solidarität. Dabei ist der Mensch der Maßstab, nicht die Nationalität“, heißt es in einer Verlautbarung des DGB. Dem ist hinzuzufügen, was Peter Kühne, Soziologe und Professor an der Sozialakademie Dortmund geschrieben hat: „Unsere ausländischen Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben haben in den Auseinandersetzungen der letzten Jahre, in den Streiks, ihre Solidarität bewiesen. Jetzt brauchen sie unsere Solidarität dringender denn je.“

Also: gemeinsam mit Fatima und Ali gegen die, die uns wirklich die Arbeitsplätze wegnehmen!

EA


wir. Information für Münchner Gewerkschafter, hg. vom DGB-Kreis München 2/1983, 9.

Überraschung

Jahr: 1983
Bereich: AusländerInnen

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