Materialien 1983
Der Frieden und die Leserbriefe
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Samstag, 24. Dezember
Zutiefst bewegt bedanke ich mich für Ihre Hilfe und für den großartigen Empfang, welchen Sie mir im freien Teil Deutschlands bereitet haben! Deutschland braucht Sie, lassen Sie sich das bitte auch von mir versichert sein! Bleiben Sie unser Franz Josef Strauß! Ich weiß keinen Politiker unserer Zeit mit derartiger Sachkenntnis, mit derartigem Wissen über das Wesen des Kommunismus.
In Hochachtung und Vertrauen
Ihr Rainer Bäurich
(Bayernkurier)
Der Ministerpräsident Strauß stellt sich als Herausgeber des Bayernkuriers selbst in die Tradition des Personenkults: Huldigungsadressen werden sonst nur in totalitären Staaten oder Monarchien in Zeitungen veröffentlicht. Aber in der CSU-Welt ist einiges möglich, die Straußverherrlichung ist keinem peinlich, obwohl sie auch ein Zeichen von Schwäche ist: Hat er das nötig? Neben diesem Personenkult gibt es Briefe zu den sachlichen Themen, ein Ltd. Regierungsdirektor weiß eine »wahr verbürgte Begebenheit« zu erzählen, die geeignet erscheint, unser Bild von den Gegnern der Friedensbewegung zu differenzieren. Seine Geschichte zeigt ihm einmal mehr das »Ausmaß der politischen Verhetzung in unserer heutigen Studentenschaft«. In einem Studentenwohnheim, wo traditionell jeder jedem mit Kleinigkeiten aushilft, begab sich also folgendes: Ein amerikanischer Student hatte beim Einkaufen etwas vergessen und bat deshalb Mitbewohner um ein Stück Brot. Dies wurde ihm verweigert, »es habe insoweit ein Getreideembargo über ihn verhängt werden müssen, weil sein Land das friedliche Grenada überfallen habe«. Herr Boie fordert abschließend das Ende jeder Toleranz gegen solche Studenten, die » kraftvolle politisch-moralische Offensive«.
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Werner Graf
Michael Rutschky (Hg.), 1983. Tag für Tag. Der Jahresbericht, Frankfurt am Main 1984, 288 f.