Flusslandschaft 1947
Gewerkschaften/Arbeitswelt
Ein verlorener Krieg mündet traditionell in Reparationen. Die Besatzungsmächte ordnen Demon-
tagen an, die Belegschaften opponieren dagegen. Während in der sowjetischen Besatzungszone die Demontage von Industriebetrieben wesentliches Element der Politik der Besatzungsmacht bleibt, ändert sich die Position der westlichen Alliierten.1
In der Aula der Universität München tagt am 9. März die von den bayerischen Gewerkschaften einberufene Großkundgebung der Betriebsobleute. Auf dieser Konferenz wird zu der außerordent-
lich ernsten Ernährungslage Stellung genommen. Sie stellt ferner fest, dass das Kontrollratsgesetz Nr. 22 noch nicht vollzogen ist. „Die Konferenz erwartet von der Bayerischen Staatsregierung und vom Bayerischen Landtag, dass unverzüglich die Wahlordnung für die Wahl von Betriebsräten sowie das Durchführungsgesetz zum Kontrollratsgesetz Nr. 22 für Bayern erlassen werden.“2
Ungefähr 20.000 Menschen versammeln sich am Ersten Mai auf der Theresienwiese. Haupt-
redner ist Gustl Schiefer, der vor allem die schlechte Ernährungslage anprangert. Siehe auch „Armut/Mangelwirtschaft“.
Wer auf der Suche nach Arbeit ins Arbeitsamt kommt, muss sich an raue Umgangsformen gewöh-
nen.3
Siehe auch „Frauen“ und „Frieden“.
1 Siehe Gerstenbergs „Demontagen“.
2 Bayerischer Gewerkschaftsbund, Geschäftsbericht 1947, 81.
3 Siehe „Trotz Arbeitsamt Stelle gefunden“ von Annelise Kramer.