Flusslandschaft 1967

KPD

Helmut Lindemann schreibt in der Abendzeitung vom 11. April, dass das KPD-Verbot ein Fehler gewesen sei. Er plädiert für seine Aufhebung.

Am 13. März stellte sich ein „Initiativausschuss für die Wiederzulassung der KPD“ in Frankfurt
am Main vor. Am 8. Juli findet im Franziskanerkeller an der Hochstraße 7 in Giesing eine Diskus-
sionsveranstaltung über die Wiederzulassung der KPD mit Richard Scheringer vom „Initiativaus-
schuss“ statt, veranstaltet vom „Arbeitskreis für Fragen des Zeitgeschehens“ unter Leitung von Mira von Kühlmann von der Deutschen Friedens-Union (DFU).

Christian Geissler wird Mitglied der illegalen KPD und entdeckt die Unterschiede zwischen einem Arbeiter und einem Parteikarrieristen.1

Ein KPD-eigener Verlag übernimmt die Libresso-Buchhandlung in der Türkenstrasse 66.2

Herbert Marcuses 1964 geschriebenes Buch „Der eindimensionale Mensch“ erscheint und wird schnell zum Klassiker: „… Diese nationalen kommunistischen Parteien spielen die historische Rolle legaler Oppositionsparteien, die zur ‘Nichtradikalität’ verdammt sind. Sie zeugen von der Tiefe und Reichweite der kapitalistischen Integration und von Verhältnissen, die die qualitative Differenz widerstreitender Interessen als quantitative Differenzen innerhalb der etablierten Gesellschaft er-
scheinen lassen.“3 Wer so argumentiert, wird zuweilen von Kommunisten als Defätist bezeichnet.


1 Siehe „Wir sind alle paar Monate“ von Christian Geissler.

2 Siehe „Institution ‚Libresso’“ von Fritz Fehmeier, Felicitas Erlach-Sack und Otto Schmidl.

3 Herbert Marcuse, Der eindimensionale Mensch. Studien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft, Neuwied und Berlin 1970, 41.