Flusslandschaft 1995
CSU
„Der bayrische Justiz-Staatssekretär Bernd Kränzle (CSU) hat im Vorwort des Buches ‚Skinhead Rock’ dem Verfasser ‚ein gutes Gelingen für Ihr Erstlingswerk’ gewünscht. Dieser Verfasser, dem Kränzle auf einem Foto freundschaftliche die Hand reicht, ist Thorsten Lemmer, eine zentrale Figur in der rechtsextremistischen Musikszene. Störte es des CSU-Politiker nicht, dass das Buch unter anderem Ratschläge enthält über die „Nutzbarmachung“ der teils rassistischen und zur Gewalt aufrufenden Musik ‚für nationale Organisationen’?“1
Zweierlei Maß oder gar dreierlei: Eine Beamtin, die über die Gemeinnützigkeit von Vereinen ent-
scheidet, bescheidet die „Stille Hilfe Südtirol“ des Herrn Bletschacher positiv, die Freidenker nicht. „Gleichheit vor dem Gesetz … ist nicht Gleichheit im Finanzamt. Helga Dettmer (CSU), zuständig für die Anerkennung der Gemeinnützigkeit u.a. für die Stille Hilfe Südtirol und den Deutschen Freidenkerverband München, hat dies gut begriffen. In dem einen Fall wurden selbst offensichtli-
che Verstöße, wie Vorteilsgewährung für den Vorsitzenden Bletschacher (CSU) in Form zinsloser Darlehen nicht bemerkt. Im anderen Fall werden alle möglichen Formalien und Verschleppungs-
taktiken angewandt, um uns bis heute die Gemeinnützigkeit zu versagen. Natürlich hat dies kei-
neswegs damit zu tun, dass Frau Dettmer etwa parteiisch wäre. In diesem Freistaat Bayern braucht es das gar nicht. Die Gleichsetzung von CSU-, Kirchen- und Staatsinteressen ist so normal und von jeder guten Beamtin verinnerlicht, dass es keiner bewussten Parteinahme bedarf, um einen christ-
lich-nationalbewussten Verein (mit Ausläufern zum Rechtsradikalismus) ganz selbstverständlich anders zu behandeln als so gottlose Linke wie uns, die die Freiheitlich Demokratische Grundord-
nung auch noch dazu missbrauchen, sich als Verein zu organisieren. Gott und die CSU sind ge-
recht: Frau Dettmer wird Stadträtin, und die Freidenker werden nie und nimmer gemeinnützig. Unrechtsbewusstsein? Aber nein! Das haben die Schwarzen doch schon immer so gemacht. Die Leut mögen das an ihnen und wählen sie deshalb. Solange das so bleibt, werden Gott und die CSU ihre Gaben auch fürderhin an die jeweiligen verteilen.“2
Siehe auch „Religion“.
1 morgengrauen. Antirassistische Zeitschrift 8 vom 12. August 1992, 3.
2 Freidenkerinfo vom Januar 1996, 16.