Flusslandschaft 1974

Rechtsextremismus

Eine Kundgebung der Jugendorganisation der NPD wird am 27. Juli von Gegendemonstranten gestört.1

„Italienische Neofaschisten haben Büros in München. – Ohne von der Polizei behelligt zu werden, finden in der Bundesrepublik regelmäßige Treffen italienischer Neofaschisten statt. Die Gruppen, die Verbindungen zu den italienischen Terroristen haben, die mehrere Sprengstoffanschläge in Italien verübten, wurden jetzt von italienischen Zeitungen, so der ‚Epoca‘, recherchiert. Termine solcher Treffen: Am 16. u. 17.9.72 gab es in der Gaststätte Heide-Volm in Planegg bei München ein Treffen italienischer und westdeutscher Neofaschisten; Ende Juli/Anfang August wurden diese Ge-
spräche in Sebberode (Hessen) fortgesetzt. Teilnehmer von italienischer Seite waren u.a. die fa-
schistischen Organisationen ‚Comitato Tricolore‘, ‚Frente della Giuventu‘, ‚Avantguardia Naziona-
le‘, ‚Lotta di Populo‘, von bundesdeutscher Seite nahmen teil die neofaschistische Zeitschrift ‚Mut’, die ‚Nation Europa‘ und Mitglieder des verbotenen ‚Bundes Vaterländischer Jugend’, die sich in-
zwischen anderweitig organisiert haben. Unbehindert arbeiten in der Bundesrepublik auch offiziel-
le Verbindungsstellen der neofaschistischen Partei MSI und ihrer Hilfstruppe ENAS zur ‚Betreu-
ung‘ von Gastarbeitern: Verbindungsmann der ENAS zur MSI in Bayern ist Sandor Zilian, der sein Büro in der Rumfordstraße 23 betreibt; für die gesamte BRD heißt der Verbindungsmann Mariotti Nazzarena. Ein Verbindungsmann ist ferner Bruno Zoratto, Chefredakteur der Auslandzeitung der Faschisten ‚Olteconfine‘. Verbindungsstellen der CTIM ‚Comitati Tricolore per gli italiani nel mon-
do‘ (Auslandskomitee der Neofaschisten) gibt es in Waiblingen, Rüdesheim, Neckarsulm, Moersch, Frankfurt, Krefeld, Köln, Hamburg und München. Generalinspekteur dieser Truppe ist Dr. Galli Zugaro.“2

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Demonstranten stören am 12. Oktober den NPD-Parteitag im Schwabinger Bräu, Leopoldstraße 82.4 Es kommt zu einer Schlägerei zwischen Zivilpolizisten und Demonstranten. Bald ist nicht mehr zu unterscheiden, wer zu welcher Gruppe gehört. Einer, der verhaftet wird, soll zum Haupt-
rädelsführer gemacht werden. Hanns Marzini, KPD-Mitglied, fliegt zwar aus seinem Betrieb bei Agfa, kommt aber im Prozess mit einer glimpflichen Geldstrafe davon.

(zuletzt geändert am 22.8.2021)


1 Vgl. Süddeutsche Zeitung 172/1974.

2 Blatt. Stadtzeitung für München 29 vom 20. September 1974, 4.

3 Plakatsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung

4 Siehe „Zweierlei Maß“.

Überraschung

Jahr: 1974
Bereich: Rechtsextremismus

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