Flusslandschaft 1975
Religion
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KatholikInnen und ProtestantInnen distanzieren sich in der Regel vom „irrationalen Obskurantis-
mus“ in der esoterischen Szene. Manche Zeigenossin, mancher Zeitgenosse fragen sich aber, inwie-
weit denn die Apriori-Voraussetzung eines Gottes rational begründbar ist.
Das 1924 mit der katholischen Kirche geschlossene Konkordat räumt dieser viele Privilegien ein. Ein Beispiel: „An der Münchner Universität Fachbereich 01, Katholische Theologie, erhalten 28 Professoren und Assistenten einen Sachetat von 257.290 DM — bei 250 Studenten. Im Fachbereich 15, Sozialwissenschaft, hat das Soziologische Institut mit 3 ordentlichen Professoren einen Sach-etat von 56.600 DM — bei 1.100 Studenten!“2 Dort aber, wo katholischer Einfluss noch nicht zu ge-nügen scheint, zum Beispiel im Münchenkolleg, versucht man ihn mit Hilfe des Kultusministeri-ums zu vergrößern.3
Nach der Erneuerung des Konkordats durch die Bayerische Staatsregierung 1974 kommt es zu Warnungen vor der „Verkirchlichung des Staates“.4 Der Ortsverband München der Humanisti-
schen Union gründet im Herbst einen Arbeitskreis „Abbau klerikaler Vorrechte“.
(zuletzt geändert am 15.3.2021)
1 Privatsammlung
2 kürbiskern. Literatur, Kritik, Klassenkampf 1/1976, 167.
3 Siehe „Religionszwang statt Kunst“.
4 Siehe „Verkirchlichung des Staates?“ von Wolfgang Killinger.