Flusslandschaft 1977
StudentInnen
Kultusminister Hans Maier beruft Andreas Kraus gegen große Widerstände zum Nachfolger Pro-
fessor Bosls am Institut für Bayerische Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität, an der er bis zu seiner Emeritierung 1989 den Lehrstuhl für Bayerische Landesgeschichte innehat. Stu-
dierende sind darüber nicht glücklich.1
Am 2. Februar demonstrieren Studentinnen und Studenten gegen die neue Prüfungsordnung.2
Kunst- und MusikstudentInnen demonstrieren am 9. Februar gegen Kürzungen im Kunst- und Musikunterricht.3 Am 10. Februar weist Kultusminister Maier diese Proteste zurück.4
Studierende der Jurisprudenz sollten besonders aufpassen: Der Staat ist unerbittlich. Die Jura-Studenten Robert Kobel und Michael Sack dürfen ihre Referendarzeit nur „außerhalb des Beam-
tenverhältnisses“ antreten. Begründungen: „… 7. Bei den offiziellen Gremienwahlen nach dem BHG an der Uni München von 12. – 14.2.1975 kandidierten Sie auf der Liste ‚GewerkschaftIich orientierte Liste‘ (GO). 8. Bei Infornationsständen des MSB Spartakus auf dem Prof.-Huber-Platz am 20., 21., 22. und 23.5.1975 mit dem Thema ‚Berufsverbot – Abbau demokratischer Rechte‘ waren Sie jeweils Vertreter der verantwortlichen Leiterin … 10. Auf Anzeige des PP München (Az. K 143 – Tgb.Nr. 2776/76) vom 2.11.1976 ist bei der Staatsanwaltschaft München I u.a. gegen Sie ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts eines Vergehens nach § 123/1 StGB wegen Besetzung des Hörsaals 331 der Uni München anhängig …“5 Der Schnüffelstaat weiß Bescheid.
Zwei studentische Demonstrationszüge ziehen am 18. Mai durch die Innenstadt, um gegen die neuen Hochschulgesetze zu protestieren. Bei einer Vollversammlung der MedizinstudentInnen mit 1.400 Teilnehmern stimmt die große Mehrheit für eine Verlängerung ihres Streiks bis zur VV am 24. Mai.
Rund eintausendzweihundert Studentinnen und Studenten ziehen am 25. Mai durch die Innen-
stadt, protestieren zum Abschluss des Studentenstreiks gegen das Hochschulrahmengesetz des Bundes und das Bayerische Hochschulgesetz und weisen auch auf die schlechte Verkehrsverbin-
dung zwischen dem Stammgelände der TU München und den einzelnen Instituten in Garching hin. Für den folgenden Tag ist eine Studentenvollversammlung geplant, auf der „gesamtuniversitäre Streikmaßnahmen diskutiert und beschlossen“ werden sollen.6 Auch am 23. Juni wird demon-
striert.7
Seit dem Sommersemester nennen sich die nach diversen Abspaltungen übrig gebliebenen Roten Zellen um Karl Held und Herbert Fertl Marxistische Gruppe (MG). Die MG gibt die Marxistische Studentenzeitung (MSZ) und die Marxistische Arbeiterzeitung (MAZ) heraus.
Siehe „Bürgerrechte“ 1991.
28. November: Streik an der Technischen Universität an der Arcisstraße 21.8
3. Dezember: Aufruf zur Demonstration von Fachschaften und ASten.9
Am 13. und 14. Dezember demonstrieren MedizinstudentInnen gegen Mißstände im dritten Stu-
dienabschnitt.10
(zuletzt geändert am 15.12.2025)
1 Siehe „Andreas Kraus: Zurück in die Provinz“.
2 Vgl. Süddeutsche Zeitung 27/1977.
3 Vgl. Süddeutsche Zeitung 33/1977.
4 Vgl. Süddeutsche Zeitung 34/1977.
5 kommunist. Zeitschrift der DKP-Hochschulgruppe München vom Juni 1077, 5.
6 Vgl. Süddeutsche Zeitung 120/1977. Siehe „Die Kumimaiermär“.
8 Stadtarchiv, Zeitgeschichtliche Sammlung 516/14.
9 Stadtarchiv, Zeitgeschichtliche Sammlung 516/14.
10 Vgl. Süddeutsche Zeitung 286/1977. Siehe „Die Mediziner streiken!“.
11 Plakatsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung