Flusslandschaft 1979

Frauen

Dem autonomen Frauenhaus wird zum 15. März gekündigt. Die Frauen suchen eine neue Bleibe.1

Am 31. März demonstrieren Frauen gegen den § 218.

Mitte Juli startet die CDU/CSU eine neue Kampagne gegen die Reform des § 218. Die Praxis des Schwangerschaftsabbruchs wird mit dem Völkermord der Nazis gleichgesetzt. Gemeinsam mit der katholischen Kirche wird seitdem versucht, die Reform rückgängig zu machen und die Arbeit der Beratungsstellen zu boykottieren.

Die „neue“ Frauenbewegung hat zunächst auf der Straße stattgefunden. Zeitversetzt landet sie vermittelt über Gewerkschaften und Medien in den Betrieben.2

Frauen in der Bundeswehr? Wäre dies ein weiterer Schritt zur Emanzipation der Frau?3

„Seitdem mein Mann gemerkt hat, dass mir Emma sehr viel bedeutet, nennt er sie Terroristenblatt – nur Emma, die Frauenzeitung, seine Männerzeitungen nicht! Er will nicht einmal die Ahnung hochkommen lassen, dass Frauen nicht nur Objekte sind, die nach männlichen Vorstellungen funktionieren und ohne schlimme Folgen für beide Teile manipuliert und kontrolliert werden können. Der Terror der Männer auf Frauen, ihr Alles-und-alle-beherrschen-Wollen ist normal, ist einfach kein Terror; erst die Aufdeckung desselben durch eine bewusste Minderheit (noch?) von Frauen ist Terror, dem begegnet werden muss. Wehe der oder denen, die Macht und Gewalt Widerstand leisten! Mein Mann will nicht verstehen, dass Feindseligkeit der Frauen nicht von selbst kommt, d.h., er bezeichnet mich schon als feindselig ihm persönlich gegenüber, wenn ich Emma lese und im Rahmen meiner Möglichkeiten versuche, ihm meine Situation in dieser Gesell-
schaftsstruktur aufzuzeigen, die mich auf keinen grünen Zweig kommen lässt, die mich als Frau überhaupt nicht leben lässt. Ursula Knorr-Gegenfurter, Baldhamm b. München. — Im Jahr 1977 gab ich bei Ihnen Auftrag für zwei Jahresabonnements der Zeitschrift Emma. Eine sollte an mich, nach München geschickt werden, die andere nach Offenbach, was bisher pünktlich geschah. Offenbach kann leider das Abonnement nicht weiterführen, da der Ehemann ‚meutert’, da für ihn anscheinend Emma ein rotes Tuch für den wildgewordenen Stier ist. Ich bedaure für Emma und für Frau E., meine arme Tochter. Ich wusste gar nicht, dass Emma solche böse Wirkung haben kann. ‚Krach in der Ehe — Kampf dem Abonnement.’ E. R. München.“4


1 Siehe „Frauenhaus“ von Else.

2 Siehe „Einstieg in die Frauenpolitik“ von Christa Lippmann.

3 Siehe „Ist das Gleichberechtigung?“.

4 ♀Emma. Zeitschrift für Frauen von Frauen 12 vom Dezember 1979, 62.