Flusslandschaft 1982
Medien
Der Münchner Merkur ist ein heruntergewirtschaftetes konservativ eingestelltes Blatt, von kriti-
schen Geistern gerne „Prawda der CSU“ genannt. 1976 hat sich „Pressezar“ Springer hier einge-
kauft, aber die Zeitung nicht auf lukrativen Kurs bringen können. Jetzt will der westfälische Unter-
nehmer Dirk Ippen das Blatt übernehmen. Dieser hat früher u.a. die Deutsche National-Zeitung gedruckt und sein Kompagnon Alfons Döser diverse NPD-Blätter. In der Belegschaft und beim Betriebsrat im Pressehaus macht sich Unruhe breit. Die Gewerkschafter organisieren eine Demo gegen den „Pressehai“, der, wie bekannt, alle möglichen Printmedien schnappt, verschluckt und die unproduktiven weiter verscherbelt oder gar platt macht. Rechtsanwalt Christian Ude meldet die Demo beim KVR an. Im Februar 1982 erfolgt der Verkauf des Merkur an Ippen und Döser. Zehn Tage später erhalten von 1.300 Mitarbeitern 300 die Kündigung.
4. März: „Gegen ‚die bürgerfeindlichen Pläne und Entwicklungen’ im Zusammenhang mit dem in München geplanten Fernseh-Kabelpilotprojekt will eine neugegründete ‚Bürgerinitiative gegen Ka-
belkommerz’ vorgehen. Die Initiative befürchtet, dass es bei dem geplanten Projekt nicht um eine Verbesserung von Programminhalten und Programmformen, sondern um die ‚Einführung des pri-
vaten Kommerzfernsehens’ gehe. Statt mehr Vielfalt werde es mehr ‚Einfalt’ geben.“1 Die Münch-
ner Bürgerinitiative gegen Kabelkommerz (BIKK) ist zu erreichen über Erich Mohn, Konradstraße 16, 8000 München 40 und Klaus Winckler, Winterstraße 2 Rgb., 8000 München 90.
Seit dem 4. Juni bombardiert Israel den Libanon. Die bundesdeutschen Medien berichten einsei-
tig. Ingrid Strobl hält dagegen.2
Siehe auch „CSU“ und „Zensur“.
(zuletzt geändert am 3.11.2020)
1 Stadtchronik, Stadtarchiv München; vgl. Richard Albrechts „Fernsehkritik als Karikatur“ in: tendenzen. Zeitschrift für engagierte Kunst 139 vom Juli 1982, 69 ff.
2 Siehe „An meine Kollegen von der Presse“ von Ingrid Strobl.