Flusslandschaft 1990

Rechtsextremismus

Die Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München e.V. (a.i.d.a.) beginnt Anfang Januar ihre Arbeit. Ihr Blick richtet sich vor allem auf Aktivitäten der extremen Rechten. Das bundesweite Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt zeichnet a.i.d.a im Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ für sein vorbildliches zivilgesellschaftliches Engagement 2005 und 2006 aus. Im Januar 2008 zeichnen die Landes-
hauptstadt München, der Ausländerbeirat München sowie der Verein Lichterkette e.V. a.i.d.a. mit dem „Förderpreis Münchner Lichtblicke“ aus. Der Verfassungsschutzbericht Bayern 2008 führt a.i.d.a. unter der Kategorie „sonstige Linksextremisten“ …

Der Neonazi Bela Ewald Althans organisiert für den 21. April eine Veranstaltung mit David Irving unter dem Thema „Deutschlands Weg zur Einheit und Neutralität“ im Löwenbräukeller am Stigl-
maierplatz, bei der rund fünfhundert Personen erscheinen. Nach der unter lautstarkem Beifall und stehenden Ovationen beendeten Veranstaltung formiert sich eine etwa zweihundert Mann starke Personengruppe, die einen Marsch zur Feldherrnhalle durchführen will. Der nicht angemeldete Aufzug wird von der Polizei gestoppt, die Irving als Leiter vorübergehend festnimmt.

Nach der Aufgabe des Baus der WAA rücken neue Problemfelder in den Blick der alternativen Szene. Erosion und Zusammenbruch der Staaten des „real existierenden Sozialismus“ korrespon-
diert mit einer neuen Konjunktur des Nationalismus und Rechtsextremismus. Das Anti-Atom-
Büro
in der Holzstraße 2 gibt jetzt die RAZ. Radikale Antifaschistische Zeitung heraus.

Heinz-Rüdiger Gutrulp: Karikatur in RAZ. Radikale
Antifaschistische Zeitung
2 vom Mai/Juni 1990, 21.

„Die ‘Deutsche National-Zeitung’ titelt am 25. Mai in Rot und noch über ihrem Namenszug: ‘Kommen Millionen Zigeuner nach Deutschland?’; das rechtsextreme ‘Schmuddelblatt’ des Oberpfälzers Gerhard Frey hetzt auf primitivste Weise (‘Zigeunerinvasion in Ostberlin. Unser
Bild zeigt zwei der unwillkommenen Gäste, die mit Deutschland und dem mitteleuropäischen Kulturkreis nichts gemein haben’) gegen Angehörige der Minderheit.“1

Siehe auch „Gewerkschaften/Arbeitswelt“, hier: Krauss-Maffei.


1 Robert Schlickewitz, Sinti, Roma und Bayern. Kleine Chronik Bayerns und seiner „Zigeuner“, 2008, www.sintiromabayern.de/chronik.pdf, 156 f.