Flusslandschaft 1991

AusländerInnen

Kurz nach ein Uhr in der Nacht zum 8. Juli pöbelt eine Gruppe, bestehend aus einem Bundeswehr-Unteroffizier, einer Frau und einem weiteren Mann, im Ostpark eine Gruppe Türken an und ver-
schwindet erst einmal. Nach einer dreiviertel Stunde kehren sie bewaffnet zurück und der Unterof-
fizier schießt mit einer abgesägten Schrotflinte ohne Vorwarnung auf die Gruppe. Dabei trifft er einen der Türken im Bein und einen anderen 19-Jährigen Türken in den Kopf und in den Oberkör-
per. Dieser schwebt in akuter Lebensgefahr – Anlass für eine Demonstration am 15. Juli.1

Zehn Personen überfallen am 29. September einen Rumänen. Er erleidet einen Schädelbruch und stirbt am 10. Dezember. – Die Hetze gegen Ausländer nimmt zu, nur in Betrieben scheint das allge-
meine Ressentiment noch unterentwickelt.2

Am 17. Oktober wird die Kirche St. Willibrod verwüstet, nachdem der Pfarrer ein Transparent mit der Aufschrift „Gott liebt die Fremden, drum sollt auch ihr sie lieben“ aufgehängt hatte.

„Die ‘Ausländerliebe’ unserer Politiker bringt Deutschland noch an den Bettelstab. München – Josef Hartmann“3


1 Siehe „Schüsse auf türkische Jugendliche“.

2 Siehe „Fremde Arbeitswelten“ von Mischa Gloginic.

3 Der Spiegel 43 vom 21. Oktober 1991, 12.