Flusslandschaft 1991

Frauen

Über Bayern wird bundesweit heftig diskutiert. Ein Memminger Gynäkologe steht vor Gericht. Die bayrische Staatsregierung schreitet gegen Abtreibungen ein. Der DGB bezieht Stellung.1

Die Kundgebung zum Internationalen Frauentag am 8. März auf dem Marienplatz steht ganz im Zeichen der Proteste gegen den Golfkrieg. Siehe „Internationales“. – „Eine vertrocknete Nelke überreichte am Internationalen Frauentag DPGlerin Christa Felber Telekom-Chef Helmut Ricke. »Diese etwas welke und lädierte Nelke zeigt symbolisch den derzeitigen Zustand unseres Unter-
nehmens«, ermahnte sie den hohen Besuch. Auf der Protestversammlung vor dem Fernmeldeamt 2 in der Destouchesstraße forderten Telekom-Beschäftigte eine Lösung der prekären Personalsi-
tuation in München. 1.800 Mitarbeiter fehlen in der Landeshauptstadt. Auch beim FA 4 und FA 5 protestierten die Beschäftigten.“2

Am 21. März führen die „Stadthexen“ eine Scheinbesetzung durch und verbinden sie mit ihren Forderungen.3

„… Warum sind die Herren und Damen von der Christlich-Sozialen Union dann nicht wenigstens konsequent und verzichten auf jegliche Einschränkung des Abtreibungsverbots? … Konsequent wäre, wenn die Herren und Damen der CSU und ihre GesinnungsfreundInnen gesetzgeberisch da-
für sorgten, dass Frauen und Ärzte, die man beim Abtreiben ertappt, zu den auf Mord (vorsätzliche Tötung) stehenden langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt werden können. Natürlich könnte man auch gleich die Todesstrafe wieder einführen. Beim heute möglichen Abtreibungstourismus wird das die Bessergestellten nicht stören. Nur die Armen, die sich vielleicht nicht einmal die Fahrkar-
ten leisten können, gar nicht zu reden von den Klinikkosten, werden auf die Stricknadel zurück-
greifen müssen. Und damit die freie Wahl zwischen Selbstverstümmelung mit eventueller Todes-
folge oder Hinrichtung erhalten. Auf diese Weise wird zwar real kein Leben geschützt, aber das ist ja auch nur der vorgebliche Zweck …“4

Die feministische Bewegung hat sich ab Ende der siebziger Jahre infolge erbitterter Fraktions-
kämpfe atomisiert. Es bleiben kleinere Gruppen, die einen festen Stamm bilden. Die Gruppe „Der Feminist“, die sowohl bei den Gründungsversuchen einer Frauenpartei wie bei der Gründung der „Grünen“ aktiv war, veröffentlicht ihre Position, die weit über feministische Fragestellungen hinausreicht.5

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Siehe auch „Gewerkschaften/Arbeitswelt“ und „Religion“.

(zuletzt geändert am 7.8.2020)


1 Siehe „Schluss mit der Hexenjagd“ von Walburga Steffan.

2 Deutsche Post. Zeitschrift der Deutschen Postgewerkschaft 5 vom Mai 1991, 40.

3 Siehe „Die Stadthexen haben zugeschlagen!“.

4 Die Weltbühne. Wochenschrift für Politik, Kunst, Wirtschaft 32 vom 30. Juli 1991, Berlin, 964 ff.

5 Siehe „Wir sind für: – Wir sind gegen:“.

6 Plakatsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung