Flusslandschaft 2002

Militanz

Am 2. und 3. August – so berichten die Medien – sollen aus ganz Europa angereiste Punks München in Schutt und Asche legen. Man zittert vor den „Chaos-Tagen“, die angeblich als Protest gegen die Kanzlerkandidatur von Edmund Stoiber geplant sind. Im Internet zirkulieren blutrün-
stige, aber auch ironische Aufrufe.1 Eine Sonderverfügung untersagt alle „Handlungen, die mit Chaostagen zu tun haben“. Es heißt in den Medien, dass etwa neunzig Personen in Gewahrsam genommen worden sind. Vierhundert Punks seien mit Platzverweisen der Stadt verwiesen worden, zweihundert weitere Jugendlich konnten schon auf den Zufahrtswegen gestoppt werden.2 Auf dem Titel der Abendzeitung vom 5. August ist ein Foto eines Punks im Polizeigriff zu sehen. Daneben ist zu lesen: „Chaoten. So viel Polizei verdirbt einem den Spaß. Nie wieder München! 2.000 Polizisten erstickten den Krawall bei den Münchner Chaostagen im Keim …“ Erst schreibt die Zeitung das Horrorszenario herbei, dann erfindet sie die erfolgreiche Befriedung. So raffiniert ist nicht einmal die Bild-Zeitung. Die titelt: „Punker prallen an Festung München ab.“

Siehe auch „Sicherheitskonferenz“.


1 Siehe „chaostage“.

2 Siehe dazu auch „München — Beispiel für Deutschland“, Nagels „Persönliche Erklärung eines gemeingefährlichen Fanatikers“ und „Chaos-Tage“ von Katz Seger.