Flusslandschaft 2023
Schwule/Lesben
Mit dem IDAHOBIT am 17. Mai eröffnen die bayerischen CSDs die Pride-Saison. Sie haben sich zusammengetan, um im Freistaat endlich einen Aktionsplan durchzusetzen, der die Gleichstellung von LGBTIQ* zum Programm hat und Diskriminierung bekämpft. Der Protestmarsch startet am 17. Mai um 19.30 am Marienplatz mit Kundgebungen und führt dann, angeführt von der Samba-
gruppe “Ruhestörung”, durch die Altstadt über die Maximilianstraße Richtung Landtag. Am Max-
monument endet der Zug mit einer Performance des Künstlerinnen-Duos Ganymoney. Es spre-
chen:
• Dr. Bettina Glöggler, LGBTIQ* Fachstelle Strong! zum Thema Diskriminierung und Gewalt
• Miriam Dirscherl, Lehrerin aus Regensburg, zum Thema Bildung
• Albert Knoll, Forum Queeres Archiv, München, zum Thema Erinnerungskultur
• Phoebe Wenta, CSD Traunstein, zum Thema Queere Infrastruktur auf dem Land
• Vincent Steppert, CSD Haßberge zum Thema Gewalt auf dem Land
• Jule Rönitz, diversity München, zum Thema Jugend
• Anna Geiger, Rosa Alter, zum Thema Alter
• Markus Apel, LSVD Bayern, zu den Forderungen im Aktionsplan
„Wir lesen euch die Welt, wie sie euch gefällt.“ Am 13. Juli wollen um 16 Uhr Drag Queen Vicky Voyage mit Drag King Eric BigClit und die trans-Jungautorin Julana Gleisenberg bei einer Lesung in Stadtbibliothek Bogenhausen Kinder entführen in „farbenfrohe Welten, die unabhängig vom Geschlecht zeigen, was das Leben für euch bereithält und dass wir alles tun können, wenn wir an unseren Träumen festhalten“. Vize-MP und Freie-Wähler-Chef Hubsy Aiwanger ist empört. Er will die Jugend vor „Frühsexualisierung“ schützen und fordert das Jugendamt auf, einzugreifen. Sofort schimpft CSU-Generalsekretär Martin Huber auf Twitter, Kinder sollten bei der Veranstaltung „mit woker Frühsexualisierung indoktriniert werden“. Die CSU-Fraktion im Bezirksausschuss Bo-
genhausen will sogar einen Dringlichkeitsantrag einbringen, um ein Verbot der Lesung zu errei-
chen. Am Rande der kontrovers diskutierten Lesung soll es drei Demonstrationen geben, die teils aus dem rechtsextremen Spektrum angemeldet wurden, so vom AfD-Kreisverband München-Ost. „Hände weg von unseren Kindern! Verbot von Genderpropaganda und anderen Perversionen!“, fordert die AfD. – Die Veranstalter des Münchner Christopher Street Days (CSD) lassen daraufhin die CSU nicht an ihrer großen Parade teilnehmen, die am 24. Juni stattfindet. Voraussetzung für eine Teilnahme sei der glaubhafte und konsequente Einsatz für gleiche Rechte und gesellschaftli-
che Akzeptanz aller queeren Menschen. Unter anderem durch die jüngsten Forderungen von Tei-
len der Münchner CSU zum Verbot einer Drag-Lesung in der Münchner Stadtbücherei erscheine ein solcher Einsatz bei der Partei „wenig glaubhaft. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass sich die Partei mit der Gleichstellung der gleichgeschlechtlichen Ehe mit der Ehe zwischen Mann und Frau immer noch schwer tut, wie das neue Grundsatzprogramm beweist.“1
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In der Umgebung des Rosenkavalierplatzes plakatiert die AfD. Am Ort des Geschehens sind fünf Protestversammlungen angemeldet. Bei der AfD-Versammlung befinden sich 100, bei einer weite-
ren, von der Querdenker-Szene angemeldeten befinden sich ebenfalls 100 Personen. Bei der Ver-
sammlung von „München ist bunt“ sind es insgesamt 500 Teilnehmer. Es kommt zu lautstarken verbalen Auseinandersetzungen, 200 Polizisten sind im Einsatz. Im Polizeibericht heißt es: „Gegen 17 Uhr kam es innerhalb der Stadtbibliothek zu einem Vorfall. Hier waren sieben Personen in die Räumlichkeiten der Stadtbibliothek gelangt. Sie trugen T-Shirts mit einem Bezug zur Identitären Bewegung und wurden von den Angestellten dort der Polizei gemeldet. Die Einsatzkräfte brachten die sieben Personen dann wieder nach draußen und es wurden Identitätsfeststellungen durchge-
führt. Alle sieben Personen haben nun Anzeigen wegen Hausfriedensbruch zu erwarten.“ Worüber die Polizei nicht berichtet. Günter Wangerin trägt ein satirische Plakat, ist nach den Kundgebun-
gen schon beim Heimgehen, da wird er rüde von Polizisten gepackt, zum Polizeiauto gezerrt, seine Zeichnung wird beschlagnahmt.3
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Am 24. Juni startet die große Parade zum CSD, die von Haidhausen zum Marienplatz zieht. Was allerdings irritiert: Eine ukrainische Flagge wird dort geschwungen. Und der ukrainische Sänger Melovin singt in martialischem Englisch.5
2 Fotos: Jessica di Rovereto
3 Siehe „Weiß die Polizei da, was sie tut?“ von Günter Wangerin.
4 Das Foto von der CSD-Parade in der Maximilianstraße stammt von Volker Derlath.
5 Siehe das Protestschreiben „Bandera und der CSD“ der VVN-BdA.