Flusslandschaft 1977

Gewerkschaften/Arbeitswelt

- DGB

- Bosch
- Bundespost
- Handwerk
- Hurth und Krauss-Maffei
- Müllabfuhr und Straßenreinigung
- Zeitungen


DGB

Zehntausend Menschen sind beim Ersten Mai zum ersten Mal auf dem Marienplatz. Das Motto lautet „Arbeiter, Angestellte und Beamte – Gemeinsam erreichen wir mehr“. BMW-Arbeiterinnen und -arbeiter fordern „Weg mit den Sonderschichten“, MitarbeiterInnen von Siemens fordern den 7-Stunden-Tag und protestieren gegen Entlassungen. Der zweite Vorsitzende der IG Metall Mayr fordert als Hauptredner die 35-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich.

Der DGB veranstaltet eine Kundgebung anlässlich des Antikriegstages am 1. September.1


BOSCH

Am 1. April erfährt die Belegschaft von Bosch, dass sie nicht mehr im Einzelakkord, sondern im Gruppenakkord zu arbeiten habe. Für die meisten Beschäftigten verschlechtert sich dadurch die Bezahlung und es verschlechtert sich auch das Arbeitsklima, da manche meinen, sie müßten für ihre langsameren Kollegen mitarbeiten. Gruppenakkord führt dazu, dass sich die Beschäftigten gegenseitig zu schnellerer Arbeit antreiben. Beschäftigte in der Förderpumpenfertigung fordern die Zurücknahme des Gruppenakkords.

BUNDESPOST

Am 6. Oktober demonstriert die Postgewerkschaft gegen die Jugendarbeitslosigkeit.2

HANDWERK

Am 29. März demonstrieren Angehörige der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) in den Räumen der Handwerkskammer.3

HURTH und KRAUSS-MAFFEI

In München gibt es etwa 5.000 arbeitslose Jugendliche und noch einmal soviel arbeitslose Ju-
gendliche mit Migrationshintergrund. Die Firma Hurth hat 39 Ausbildungsplätze von 79 gestri-
chen, Krauss Maffei 85 von 120. Und auch wer ausgebildet wurde, hat noch lange keine Garantie auf Übernahme. Am 19. November findet ein Demonstrationszug der Gewerkschaftsjugend gegen Jugendarbeitslosigkeit mit 3.000 Teilnehmern statt.4

MÜLLABFUHR und STRASSENREINIGUNG

Am 23. Februar findet eine Protestkundgebung der ÖTV für Beschäftigte der Müllabfuhr und Straßenreinigung statt; die Kollegen wollen ein höheres Urlaubsgeld.

ZEITUNGEN

Im Dezember wird bei der tz und beim Münchner Merkur gestreikt. Obwohl sie nicht bestreikt wird, erscheint auch die Süddeutsche Zeitung nicht. Franz Xaver Kroetz ist darüber empört.5


1 Vgl. Süddeutsche Zeitung 201/1977.

2 Vgl. Süddeutsche Zeitung 230/1977.

3 Vgl. Süddeutsche Zeitung 74/1977.

4 Vgl. Süddeutsche Zeitung 268/1977.

5 Siehe „Dokumentation: Franz Xaver Kroetz, Briefwechsel mit der Süddeutschen Zeitung“.