Flusslandschaft 1979
Umwelt
Vom 12. Februar an tagt 12 Tage lang in Genf die erste Weltklimakonferenz veranstaltet von der World Meteorological Organization (WMO). Die Mehrheit der Delegierten aus 53 Ländern ist davon überzeugt, dass die massenhafte Verbrennung von Kohle, Öl und Benzin und das großflä-
chige Abholzen des Regenwalds die Erdatmosphäre so sehr mit Kohlendioxid sättigt, dass damit ein globaler Treibhauseffekt mit unkontrollierbaren Folgen ausgelöst wird. Einer der Teilnehmer der Konferenz ist der Münchner Forstökologe Albert Baumgartner mit bahnbrechenden Erkennt-
nissen über den globalen Wasser- und Wärmehaushalt. Allerspätestens jetzt kann die Weltöffent-
lichkeit wissen, was auf sie zukommt.
14. Februar: „Zur Zeit gründen Tram-Fans ein eigenes Bürgerkomitee, dem Stadträte, Politiker aller Parteien, Verkehrsexperten und Prominente angehören, die alle die Münchner Tram retten wollen. Wenn es nämlich nach den Plänen der Verkehrsbetriebe geht, wird die Straßenbahn … ab 1980 Zug um Zug beseitigt. Dann sollen in München nur noch U-Bahnen und Busse fahren.“1
5. Mai: Demonstrationsfahrt von 1.600 Radlern.
Eine Bürgerinitiative aus dem Allgäu demonstriert am 19. Mai in der Fußgängerzone gegen eine Autobahn in ihrem Gebiet.2
7. Juli: Protestveranstaltung gegen Cadmium-verseuchte Klärschlammdeponie.3
Der Bayerische Ministerrat beschloss am 5. August 1969 den Bau eines neuen Großflughafens für München bei Erding. Die Kosten für den 28 km vom Stadtzentrum entfernt gelegenen Flughafen München II wurden auf 1,4 Milliarden DM geschätzt. – Am 9. Oktober 1972 kam es zu einem Trau-
erzug wegen des geplanten Großflughafens München II.4 – 1974 wurden Klagen gegen die luft-
rechtliche Genehmigung abgewiesen. – Vom 27. bis 29. Juli (Freitag bis Sonntag) findet in Franz-
heim im Erdinger Moos ein Anti-Flughafen-Festival statt. Es wird am Freitag um 18 Uhr auf dem Marienplatz in Freising eröffnet.5 – Im August 1979 wird der Planfeststellungsbeschluss mit der sofortigen Vollziehbarkeit von der Regierung von Oberbayern erlassen. Der Bau kann beginnen. Dagegen klagen 5.274 Menschen, aber nur vierzig von ihnen werden als sogenannte Musterkläger zugelassen.
8. November: „Für eine Verbesserung des Lebensraumes und gegen eine Belastung mit Lärm, Schmutz, Gift und Abgasen wollen acht Bürgerinitiativen des Münchner Nordens kämpfen, wie sie auf ihrer ersten gemeinsamen Veranstaltung beschließen. Ihre Kritik richtet sich vor allem gegen den Großflughafen München II, gegen die Errichtung des Rangierbahnhofes im Münchner Norden und gegen die künftige Nutzung des Alabama-Geländes als Gewerbegebiet durch die Firma BMW in Milbertshofen.6 Im Bereich der Umweltbelastung treten die Initiativen für eine sofortige Besei-
tigung des Umweltgiftes Cadmium in der Freimann Giftschlamm-Deponie, für eine Einstellung der Abgabe schädlicher Immissionsstoffe durch die Firma Bärlocher sowie eine Aufhebung der von der Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung ausgehenden Gefahren ein. Ebenso lehnen sie einen weiteren Bau von Schnellstraßen in ihrem Stadtteil ab.“7
(zuletzt geändert am 20.2.2019)
1 Stadtchronik, Stadtarchiv München.
2 Vgl. Süddeutsche Zeitung 116/1979.
3 Vgl. Süddeutsche Zeitung 155/1979.
4 Vgl. Abendzeitung 235/1972.
5 Siehe „Wenn jezz nix lafft, werd baut …!!!“.
6 Siehe „Ein Vergleich –- Alabamagelände“.
7 Stadtchronik, Stadtarchiv München; siehe Schults „Die Bärlocher Story Nr. 7“. Siehe dazu auch „Der Norden“ 1973.