Flusslandschaft 1980
Zensur
Das alternative Monopoly heißt „Provopoli“ mit dem Untertitel „Wem gehört die Stadt?“ Zwei Spielparteien, die Blauen und die Roten, würfeln hier um die Erhaltung bzw. Veränderung ge-
sellschaftlicher Verhältnisse. In der Spielanleitung heißt es „Die blaue Partei symbolisiert jene Kräfte, die die bestehenden Verhältnisse bejahen, sie um jeden Preis erhalten und verfestigen wollen; die rote Partei steht für Gruppierungen, die diese Verhältnisse kritisieren und aktiv an
der Veränderung und Verbesserung des gesellschaftlichen Systems arbeiten.“ So wird u.a. der Dekan der Uni auf einer Toilette eingesperrt und soll von der blauen Polizei befreit werden, oder die Rotpartei organisiert ein „love-in“ im Stadtpark oder plant einen Hochschullehrer-Vortag zu stören. Die CSU sieht in „Provopoli“ deshalb „eine Aufforderung zu terroristischem Verhalten“.
Auf Antrag des Bayrischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung indiziert die Bundes-
prüfstelle am 12. Juni das Spiel, da es geeignet sei, „Kinder und Jugendliche sozialethisch zu ver-
wirren (desorientieren)“ und „sittlich zu gefährden“. Erst 2005 wird das Spiel aus der Liste jugend-
gefährdender Schriften gestrichen.
Das vormittägliche „Notizbuch“ im Bayerischen Rundfunk ist immer wieder Zielscheibe konserva-
tiver Politiker, denen es gelingt, Gerd Heidenreich, einen der Autoren und Moderatoren kaltzustel-
len. Heidenreich geht vor Gericht, andere MitarbeiterInnen geben auf.1 Siehe auch „Alternative Medien“ und „Medien“.
1 Siehe „‚Objektiv’ ist, wer Macht hat“ von Gerd Heidenreich und „Ausgewogen – Dank einer SS-Schnulze“.