Flusslandschaft 1983
AusländerInnen
Herrschede stabilisieren ihre Position, indem sie die Beherrschten nach dem alten, seit den seligen Römern gebräuchlichen Motto „divide et impera“ gegeneinander ausspielen. Besonders bieten sich einheimische und ausländische Lohnabhängige dazu an.1
Der seit 22 Jahren in München lebende Ägypter Magdi Gohary soll abgeschoben werden.2
„Nach jahrelangen Auseinandersetzungen in der Öffentlichkeit und wütenden Protesten von Anwohnern kann das neue ‚Landfahrer’-Lager an der Ludwigsfelder Straße in München eröffnet werden; nichtsesshafte Sinti und Roma haben damit eine behördlich genehmigte Anlaufstelle; erstmals war in die vorausgegangenen Planungen auch ein Sprecher der Betroffenen, der Sinto Franz Wirbel, Vorsitzender des Landesverbandes Bayern der Sinti und Roma, miteinbezogen worden.“3
Der 1960 geborene Cemal Kemal Altun flüchtete nach dem Militärputsch in seiner Heimat zur Jahreswende 1980/81 aus der Türkei nach Westberlin. 1981 beantragte er Asyl, 1982 kam er in Auslieferungshaft. Proteste verhinderten zunächst die Abschiebung, aber die Türkei besteht auf die Auslieferung, die Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann (CSU) bei einem Staatsbesuch in Ankara zusagt. Nach dreizehn Monaten Haft für Altun beginnt am 25. August vor dem Berliner Verwaltungsgericht der Prozess um seine Abschiebung. Am 30. August springt Altun aus einem Fenster des Berliner Gerichtssaals im sechsten Stock in den Tod. Noch am selben Tag findet in München eine spontane Demonstration und Flugplatzblockade gegen Abschiebungen statt.4
Der Türkische Arbeiterverein (FIDEF) befindet sich in der St.-Martin-Straße 7, 8000 München 90.
1 Siehe „Klaut Ali unsere Arbeitsplätze“ und „Ausländer-Rock“.
2 Siehe „Dorn im Auge der Staatsschützer“.
3 Robert Schlickewitz, Sinti, Roma und Bayern. Kleine Chronik Bayerns und seiner „Zigeuner“, 2008, http://sintiromabayern.de/chronik.pdf, 149.
4 Vgl. Süddeutsche Zeitung 200/1983.