Flusslandschaft 1983
Militanz
Wer um 1960 zur Welt gekommen ist und daher zu jung war, um den Weg der angeblich oder auch tatsächlich militant gewordenen 68er mitzugehen, hat ein eigentümliches Verhältnis zu den älte-
ren, eine Mischung aus Ehrfurcht, Bewunderung, aber auch Distanzierung. Franz Dobler trifft zu-
fällig Rolf Pohle.1 — Ein junger Münchner Genosse pflegt einen regelmäßigen Briefwechsel mit dem im Knast einsitzenden Rolf Heißler.2 Heißler verfällt in seinen Schreiben manchmal in einen belehrenden Ton. Und: Die beiden wissen, dass ihre Briefe mitgelesen werden.3
Nur manchmal werden Hintergründe bekannt. Die Eskalation von Gewalt gehorcht zwar Gesetzen, die in konfliktgeladenen Beziehungen Eigendynamiken unterworfen sind, kann aber auch von in-
teressegeleiteten Institutionen gezielt befördert werden. Nicht selten fragen Diskutanten bei Dis-
kussionen in der Szene „Cui bono?“.4 — Und wenn wir uns schon mit Schlapphüten beschäftigen, hier noch eine Info: Das Areal des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Pullach wurde 1936 – 1938 als Wohnsiedlung für Mitarbeiter der Parteikanzlei der NSDAP errichtet und 1943/44 um den Bau des Führerhauptquartiers „Siegfried“ erweitert. 1945 von US-Truppen beschlagnahmt, wiesen diese das Gelände 1947 der Organisation Gehlen als Standort zu. Zum 1. April 1956 erfolgte die Gründung des BND, in den die Organisation Gehlen überführt wurde. Am 10. April 2003 be-schloss das Sicherheitskabinett, die Zentrale des Nachrichtendienstes nach Berlin zu verlegen.
Siehe auch „Alternative Medien“.
1 Siehe „Eins meiner Photos“ von Franz Dobler.
2 Siehe „Bürgerrechte“ 1977.
3 Siehe „Franz …“ von Rolf Heißler.
4 Siehe „Falschspieler in staatlichem Auftrag“ von Otto Diederichs.