Flusslandschaft 1970
Gewerkschaften/Arbeitswelt
DGB
- Bildende Künstler
- Einzelhandel
- Kliniken
- Metallbetriebe
DGB
2
Als Vorbild dient ein Plakat des Pariser Mai 1968.
Erster Mai: Neben der DGB-Kundgebung auf dem Königsplatz („Wir sichern den Fortschritt“) führen die Arbeiter-Basisgruppen (ABG) eine zweite Mai-Veranstaltung im Mathäser an der Bayerstraße 3 – 5 und eine eigene Demonstration (mit Marx-, Engels-, Lenin- und Maotafeln) zum Viktualienmarkt durch. Ihre Parolen: „Demokratie für Arbeiter – Nieder mit dem kapitalistischen Staat – Für Sozialismus“, „DDR anerkennen“, „Alle Macht im Staat dem Proletariat“, „Für den Wiederaufbau der Kommunistischen Partei“. Danach versammeln sie sich im Hackerkeller an der Theresienhöhe 4.3
Eine »Basis-Gruppe«, ein Kreis politisch aktiver Menschen ohne Führungsfunktionen, verfolgt das Ziel, direkte Demokratie zu verankern, indem sie politische Willensbildung in Räteorganisationen realisiert. Gewerkschafter argumentieren dagegen.4 Auf eines sei bei dieser Gelegenheit hingewie-
sen. In der Vergangenheit sind selbstorganisierte Rätemodelle nicht an inneren Widersprüchen ge-
scheitert, sondern weil sie im Interesse der vormals Herrschenden militärisch zerschlagen wurden.
Im Oktober kommt es angesichts schleichender Tarifverhandlungen zu Streiks bei Zündapp, Rath-
geber, MTU, Agfa, Südbremse, Hurth, Robel und Schaltbau. Am 9. Oktober verteilen die ABG ein Flugblatt.5
BILDENDE KÜNSTLER
Die Mitgliederversammlung des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK) verabschiedet am
31. Oktober eine Resolution an den Landtag zur Besserstellung der Künstler.
EINZELHANDEL
Im Einzelhandel finden sich schlecht bezahlte aber arbeitsintensive Arbeitsplätze. Auch der gewerkschaftliche Organisationsgrad ist hier nicht sehr groß.6
KLINIKEN
Am 29. April demonstrieren Assistenzärzte für bessere Arbeitsbedingungen, mehr Geld und
mehr Recht auf Freizeit.7
METALLBETRIEBE
In der Metall-Tarifrunde fordert die IG Metall mindestens 15 Prozent Lohnzuwachs. In vielen Münchner Betrieben erfolgen Warnstreiks. Die KPD/AO schließt sich der Forderung der Gewerk-
schaft an und spricht vor allem Lehrlinge an.8 Am 12. Oktober beteiligen sich zweitausend Arbei-
terinnen und Arbeiter bei MAN München, unter ihnen Griechen, Jugoslawen und Studenten, an einem Warnstreik im Rahmen der Metalltarifrunde, am 13. Oktober beteiligen sich hundertfünfzig Lohnabhängige bei Arnold & Richter (ARRI), Türkenstraße 89 in der Maxvorstadt, an einem Warnstreik. Das Ergebnis der Verhandlungen: 15,3 % mehr Lohn und Gehalt im Durchschnitt.
(zuletzt geändert am 27.6.2024)
1 Flugblattsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung
2 Plakatsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung
3 Fotos von Rudolf Pröhl befinden sich in der Fotosammlung des Archivs der Münchner Arbeiterbewegung.
4 Siehe „Rätedemokratie – kein Modell für Gesellschaften“ von Horst Knospe.
5 Siehe das Flugblatt auf www.mao-projekt.de/BRD/BAY/OBB/Muenchen_IGM_Zuendapp.shtml.
6 Siehe „Irgendetwas stimmt nicht“ von Therese Greinwald.
7 Vgl. Abendzeitung 98/1970. Fotos: Stadtarchiv Standort Rudi Dix-Archiv. Mappe 2024 Demonstrationen.