Flusslandschaft 1970

Medien

Hans Magnus Enzensberger löst eine medienkritische Bewegung aus, indem er in seinem „Bau-
kasten zu einer Theorie der Medien“1 die elektronischen Medien als Hauptinstrumente der „Be-
wusstseins-Industrie“ im Sinne Adornos und Horkheimers bezeichnet, die weitgehende Steue-
rungs- und Kontrollmacht über die spätindustrielle Gesellschaft besäße. Der „repressive Medien-
gebrauch“, ein zentral gesteuertes Programm mit einem Sender und vielen Empfängern, mache die Konsumenten passiv und entpolitisiere sie. Hinter den spezialisierten Produzenten stehe der Eigentümer und/oder die Bürokratie. Ein „emanzipatorischer Mediengebrauch“ dagegen würde jeden Empfänger zum Sender machen, mobilisiere ihn und binde ihn politisch ein.

Der 70 Jahre alte Intendant Christian Wallenreiter bestellt sein Haus; im Bayerischen Rundfunk übernehmen neue Männer die Posten.2

Am 5. und 6. Dezember findet der Kongress „Die Tabus der deutschen Presse“ statt. Dazu eingela-
den haben die Deutsche Journalisten-Union (DJU), der Verband der deutschen Schriftsteller (VDS) und die Humanistische Union.3

Siehe auch „CSU“ und „Internationales“.


1 Hans Magnus Enzensberger, Baukasten zu einer Theorie der Medien in Kursbuch 20 vom März 1970, 159 ff.

2 Siehe „Bayrische Traumtänzer“ von Heinz Rabbow.

3 Siehe „Die Tabus der deutschen Presse“.