Flusslandschaft 1977

Medien

„Möada daroodn // Aufn Schwiegavadda / häd e tibbd / ois Möada / vialleichd aa no / auf den Bläiboi / midn Straßnkreizza / awa aufn / Staubsaugavodredda / waare ned kumma // Moansd i daad oamoi / an Möada daroodn / beim ‚Kommissar‘ / am Freiddogg um / viadlnachachde …“ Josef Berlinger1

Der erste Höhepunkt einer kritischen Betrachtung der Massenmedien ist um das Jahr 1968 zu ver-
zeichnen. Seitdem wird immer wieder von Kritikerinnen und Kritikern darauf hingewiesen, dass mediale Vermittlung nie objektiv sein kann, sondern immer interessengesteuert ist. Schon seit alters heißt es: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“ Und so vergeht kein Jahr, in dem nicht (ziem-
lich vergeblich!) auf problematische tendenziöse Berichterstattung in der bürgerlichen Presse hin-
gewiesen wird.2

„Spötterkommentare zur Rundfunkfreiheit – Ein besonderes Kabarett-Vergnügen darf man sich von einem Fest versprechen, das die Bayerische Initiative Rundfunkfreiheit zu der hintergründigen Frage ‚Was ist mit unserem Rundfunk los?’ heute Abend um 20 Uhr im Münchner Schwabinger-
bräu veranstaltet. Das Problem der inneren und äußeren Meinungsfreiheit der deutschen Funkan-
stalten wird auf ironische Weise von den Kabarettisten Dieter Hildebrandt, Jörg Hube, Tommy Piper, Gerhard Polt und Helmut Ruge gelöst. Das Spötterquartett außer Hildebrandt hat schon bei der Eröffnung des neuen Theaters der Jugend mit einem Spontanauftritt zu diesem Thema Aufse-
hen erregt. Mit dabei ist diesmal auch der Spiel- und Spottverein Augsburg. Eine Gesprächsrunde zum Thema bestreiten Bernt Engelmann, Martin Gregor-Dellin, Marianne Koch, Dagobert Lindlau und Hella Schlumberger. Fk.“3

In der kritischen Münchner Öffentlichkeit wird die Kritik der Abendzeitung oft beifällig kommen-
tiert. Umso enttäuschter wird die Reaktion, wenn diese Kritik als „reaktionär“ eingestuft wird.4

Die Süddeutsche Zeitung berichtet über den Frankfurter Informations-Dienst zur Verbreitung unterbliebener Nachrichten und unterstellt ihm Sympathisantentum für Terroristen. Zwei Promi-
nente protestieren.5

Der bayrischen Staatspartei ist der Bayerische Rundfunk in manchen seiner Abteilungen zu liberal. Sie will mehr Kontrolle über die Anstalt. Der Presseausschuß Demokratische Initiative (PDI) pro-
testiert dagegen.6

„Axel C. Springer kontrolliert
40,7 % aller westdeutschen Tageszeitungen (Westberlin 70 %)
33,3 % aller westdeutschen Boulevardzeitungen
fast 8 Millionen Exemplare von Publikumszeitschriften
90 % aller Sonntagszeitungen
100 % aller Jugendmagazine
eine fast doppelt so hohe Auflage wie die acht nächstgrößten Zeitungsverlage.“7

(zuletzt geändert am 18.1.2021)


1 Fliegenpilz. Zeitschrift für Politik + Literatur 1 vom Oktober 1977, München, 47.

2 Siehe „Hand in Hand“.

3 Süddeutsche Zeitung vom Donnerstag, 28. April 1977.

4 Siehe „Ihr Auftritt — Dona Margarida“.

5 Siehe „Süddeutsche Zeitung und ID“.

6 Siehe „Wollt Ihr den totalen Schwarzfunk?“.

7 Günter Grass, Der Fall Axel C. Springer am Beispiel Arnold Zweig. VoltaireFlugschrift 15, Berlin 1967, 64.