Flusslandschaft 1977

CSU

Im Bayernkurier, dem Zentralorgan der CSU, erscheint ein Leserbrief, der das Blatt als „linksradi-
kalen Helfershelfer der Terroristen“ bezeichnet. Eckart Menzler, der Verfasser, versteht seinen Text als Satire, tatsächlich wird aber der Text im Bayernkurier und von dessen Lesern für bare Münze gehalten.1

Ma sagt, da würd es sich richtig steigern: »Feind, Totfeind, Parteifreund« Des is aber fast in jeder Partei so. Manchmal möcht ma seinem Parteifreund as Messer hineinrennen, rutscht aber irgend-
wie ab und dann hat ma es sich selbst hineingestessen. „Messer wetzn, Spezeln stecha, mäh! Frü-
her hams anders gstocha bei uns, zünftig und tief. Aber jetzt rutscht eahna s’Messer immer selber nei. Da Messerwetzer vo Kreuth sticht bloß no SpezeIn und schneid sich selber jedesmal a Trumm weg. Net amoi fürn Heubl hats glangt und an Goppel dawischt der nia. Immer zammzupfter wird er, da Affairenfranzl und vielleicht is er bald froh, wenn er no Gemeinderat wird in Mingharding, Bosd daselbst, wie der Filser Jozef dazumal. Und d’Sozis stecha a wuid drauf los. Oana nach dem andern entleibt sich selber. A schene Leich is er net, d’Kronawitter. Ob er seine Auferstehung schon mit einem CSU-ListenPlatz gesichert hat? Und dem HeckeI schaut jetzt scho a Messergriff ausm Buckel raus. In dem Durcheinander sollst no an Burgermoasta und Stadträt wähln. Links is da, wo der Dauma rechts is, aber de drei Parteien ham d’Händ so voll Dreck, dass wurscht is. Drum sog i, es dad guat, wenn oaner d’Fenster aufmachat im Rathaus zwengs der Luft. I wissat scho oan, der da richtige Mo war, aber i sogs net. Vielleicht das nächstemal. Pfiat enk.“2

Franz Josef Strauß: „Wir wollen von niemandem mehr, weder von Washington, noch von Moskau, von keinem europäischen Nachbarn, auch nicht von Tel Aviv, ständig an unsere Vergangenheit er-
innert werden.“3

FJS meint auf dem CSU-Parteitag in München, er sei „zutiefst empört darüber, dass heute alles in Frage gestellt wird, als kapitalistischer Unrechtsstaat, als eine unterdrückte Gesellschaft, die der Emanzipation und der Befreiung bedarf“. Und er führt unter tosendem Applaus weiter aus: „Man sollte einmal die, die für die Freiheit des Volkes angeblich kämpfen, dem Volk überlassen, dann braucht die Polizei und Justiz sich gar nicht mehr darum kümmern.“ In der später erscheinenden Dokumentation über den Parteitag fehlt diese Passage. Am 24. September bestätigt der Parteitag Franz Josef Strauß in seinem Amt als Parteivorsitzender.

FJS: »Heute erleben wir das gleiche wieder, daß gewisse rote Wühlmäuse an allen Ecken und En-
den nagen, um unser liberales, tolerantes, soziales System der Freiheit als ein System in Anfüh-
rungszeichen darzustellen, das möglichst bald durch ein anderes System ersetzt werden müsse.«4

FJS: „Man sollte einmal die, die für die Freiheit des Volkes angeblich kämpfen, dem Volk über-
lassen, dann braucht die Polizei und die Justiz sich gar nicht darum zu kümmern.“5

„Die schlagkräftigen Argumente des Herrn Gauweiler von der CSU – Auf der Neuhaderner Bürger-
versammlung wurde der Scharfe Radi verteilt und die Bürger griffen zu, denn wo sonst können sie einmal die ungeschminkte Wahrheit lesen. Das war natürlich dem Stadtrat Gauweiler ein Dorn im Auge und er drängte die Bürger, die den Radi verteilten, bis auf die Straße hinaus. Dabei ergab sich folgender Dialog zwischen CSU-Gauweiler (G) und dem DKP-Vorsitzenden Hildebrandt (H). G: Verlassen Sie sofort das Schulgebäude. H: Ist das Ihre politische Auseinandersetzung mit der DKP? G: Mit Euch setz ich mich nur mit der Polizei auseinander. H: Das ist ja zum Totlachen. G: Damit könnten Sie mir den größten Gefallen tun. Ein Bürger: Also nach der Devise: Nur ein toter Kom-
munist ist ein guter Kommunist? G: Genau das! H: Das ist ja blanker Faschismus. G: Komm her, dann kriegst a Watschn.“6

FJS: „Wir (Helmut Schmidt) kennen uns sehr gut. Und wenn er mich anredet ‚alter Gauner’ und ich sage ‚alter Lump‘, so ist das durchaus eine von gegenseitiger Wertschätzung und realistischer Kennzeichnung getragene Formulierung.“7

Siehe auch „Internationales“ und „Militanz“.


1 Siehe „‚Blatt’macher“ von Eckart Menzler.

2 Der scharfe Radi. Zeitung der Deutschen Kommunistischen Partei – DKP für Laim, Hadern und Westend vom März 77, 8, Sammlung Zingerl, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung

3 Zit. in: Der Spiegel 18 vom 3. Mai 1993, 220.

4 Bayernkurier vom 9. Juli 1977.

5 Frankfurter Rundschau vom 30. September 1977.

6 Der scharfe Radi. Zeitung der Deutschen Kommunistischen Partei – DKP für Laim, Hadern und Westend vom November 77, 3, Sammlung Zingerl, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung

7 Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 1. Januar 1978.

Überraschung

Jahr: 1977
Bereich: CSU

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