Flusslandschaft 1968

Internationales

Allgemeines

- Vietnam und USA
- Griechenland
- Nigeria und Biafra
- CSSR und UdSSR
- Mexiko


Allgemeines

Die Abendzeitung veröffentlicht als erste deutsche Zeitung am 6. Juli einen längeren Auszug aus dem Tagebuch Che Guevaras, das kurz darauf im Münchner Trikont-Verlag (Josephsburgstraße 16) erscheint.

VIETNAM und USA

Am 9. Januar werfen gegen den Vietnam-Krieg Demonstrierende zwei Fenster des US-General-
konsulats in der Königinstraße 5 – 7 in der Maxvorstadt ein und hängen eine Strohpuppe, die den US-Präsidenten Johnson darstellt an einem Laternenpfahl auf.1 – Die Tet-Offensive im Januar ist der psychologische und politische Wendepunkt des Vietnamkrieges. Am 22. Januar verschärfen sich die Proteste gegen den Vietnamkrieg.2

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Spucki

Nachdem SDS-Mitglieder Knallkörper, Stinkbomben und Farbbeutel geworfen haben, muss am
8. Februar die Ausstellung „Amerikanische Druckgrafik – eine neue Formensprache“ im Amerika-
haus
am Karolinenplatz in der Maxvorstadt geschlossen werden.4 SDS-Studentin Linda de Vos steigt auf das Podium, hält ein Bild mit einem Napalm-verbrannten vietnamesischen Kind hoch und ruft: „Auch das ist Amerika!“ Die Saalordner gehen sehr brutal gegen die „Störer“ vor, die herbeigerufene Polizei nimmt vierzig Teilnehmer fest und verbringt sie in die Ettstraße. Im Hinter-
grund steht eine Hundertschaft der Bayerischen Bereitschaftspolizei bereit zum Eingreifen.5

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Siegfried Graue wird von einem Schnellrichter zu sechs Wochen Gefängnis ohne Bewährung verurteilt. Bei den anschließenden Prozessen kommt es im Justizpalast zu Störungen. Aus Solidarität mit Sigi Graue veranstalten SDS-Mitglieder und Freunde am 13. Februar vor dem Gefängnis in Stadelheim ein Protest-Happening und fordern Freiheit für Sigi Graue.

Linda de Vos wird am 10. Juni wegen erschwerten Hausfriedensbruchs zu einem Monat Gefängnis mit Bewährung verurteilt. In der Berufungsverhandlung gegen sie wird am 16. Oktober das Urteil der 1. Instanz bestätigt. Als strafverschärfend wird erkannt, „dass sie als Rädelsführerin in vorder-
ster Front mit markanter Hartnäckigkeit zur erheblichen Störung des Geschehensablaufes beige-
tragen“ habe.7

Der Strafsenat 4a des Bayerischen Obersten Landgerichts weist am 26. November die Revision des SDS-Studenten Frank Böckelmann, der ebenfalls im Amerikahaus protestierte, ab. Es bleibt das Urteil von drei Monaten Gefängnis mit Bewährung und 100 DM Geldstrafe wegen Landfriedens-
bruchs, Auflaufs in zwei Fällen und einer Übertretung des Versammlungsgesetzes. Verteidiger Rechtsanwalt Sieghart Ott kündigt in Bezug auf die Versammlungsfreiheit und Meinungsfreiheit Verfassungsbeschwerde an.

4. – 10. März: Die 20. 0rdentliche Mitgliederversammlung des Verbandes Deutscher Studenten-
schaften
(VDS) verabschiedet eine Resolution, in der die US-Aggression in Vietnam scharf verur-
teilt wird. Die Stadt lädt Teilnehmer der Mitgliederversammlung des VDS zu einem Empfang ins Rathaus. Schnell wird die Versammlung zu einem Schlagabtausch zwischen Polizeipräsident Manfred Schreiber, Oberbürgermeister Vogel und den Studenten, unter ihnen KD Wolff, der bis Mitternacht dauert.

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Im Schwabinger Bräu, Leopoldstraße 82, findet am 15. März eine Kundgebung gegen den Völker-
mord in Vietnam mit anschließender Demonstration zum US-Generalkonsulat in der Königinstra-
ße statt. Insgesamt sind 18 Organisationen daran beteiligt: Kampagne für Demokratie und Ab-
rüstung
(KfDA), Deutscher Freidenker-Verband, GASt, Humanistische Studenten-Union (HSU), IdK, Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit, SDS, USG, Friedenskreis Dachauer Bürger, Komma-Klub, StAKK, VVN, Vietnam-Komitee für Frieden und Befreiungskampf, Deut-
sche Friedensgesellschaft
u.a.

Am 4. April wurde Martin Luther King ermordet. Am Dienstag, 9. April, gehen etwa dreihundert Menschen in einem Trauerzug vom Amerikahaus am Karolinenplatz zum amerikanischen Gene-
ralkonsulat in der Königinstraße. Ein nigerianischer Student trägt einen mit roten Nelken und Lilien geschmückten Kranz voran.9

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Am 31. März verkündete US-Präsident Johnson das Ende der Luftangriffe auf Nordvietnam; er
will sich auch nicht zur Wiederwahl stellen. – „Vietnam und Deutschland“ heißt die Matinee der Kampagne für Demokratie und Abrüstung am 12. April im Theater am Karlstor in der Neuhauser Straße 34.

„Sanfte Belagerung“ einer US-Kaserne: Am 6. Mai richtet der Münchner SDS an der Ingolstädter Straße ein Informations- und Aktionscamp ein: „Dieses nach dem Versammlungsgesetz ord-
nungsgemäß angemeldete Camp ‚wird amerikanischen Soldaten der benachbarten Kaserne zur Diskussion und Information offen stehen und denen Schutz bieten, die desertieren wollen’. Der SDS teilt dazu mit, dass er seit einigen Monaten den amerikanischen Soldaten Adressen im Aus-
land vermittle, bei denen Deserteure aufgenommen werden und politisches Asyl erhalten.“11 Etwa dreihundert Menschen haben sich am 8. Mai unter Transparenten wie „Bild macht dumm“ oder „Der Vietcong grüßt den FC Bayern“ vor der Warner-Kaserne an der Ingolstädter Straße ver-
sammelt. Es spricht der ehemalige U.S.-Captain Fran Fuller.12 Auf der Abschlusskundgebung auf dem Parzival-Platz redeten Yaak Karsunke und der stellvertretende bayerische DGB-Landes-
vorsitzende Xaver Senft, der ausdrücklich auch „Demonstrationsarten, die den Herrschenden auf die Nerven gehen“13 bejaht. Dann führt die Demo zur Universität. Die Parolen lauten: „Amis raus aus Vietnam“, „In Griechenland verteidigt die NATO den Terror“, „Freiheit für die KPD“14 … Im Lichthof treten Ernest Mandel, Fran Fuller, Yaak Karsunke, Bahman Nirumand, A. Stöckl, Ulrich Spiegel, Christian Semler und Thomas Schmitz-Bender und andere auf. Scharfe Kontrollen und Ausgangssperren überwachten die GIs, so dass es niemanden verwundert, dass im Office of Desertion während dieser Tage keiner Zuflucht sucht. — Am 8. Mai stehen zwei Hundertschaften der Bayerischen Bereitschaftspolizei zum Einsatz bereit.

Ein Anti-Vietnamkriegs-Kanzelredner wird am 21. Mai verurteilt.15

Am 28. Juni hat der Viet-Nam-Diskurs von Peter Weiss im Werkraumtheater Premiere. Regisseur Peter Stein: „Seinen ersten Teil hat Weiss ganz parteilich aus der Perspektive der Kolonisierten geschrieben. Im zweiten Teil überbetont er dann plötzlich die Opfersituation der Süd- und Nord-
vietnamesen und fällt durch diese Mitleidshaltung aus der Dialektik heraus. Wir haben die spezi-
fische Parteilichkeit von Weiss auch im zweiten Teil wiederhergestellt. Denn wir wollen die Zuschauer nicht in Tränen ersaufen lassen, sondern zur Stellungnahme herausfordern … Wir versuchen in Frage zu stellen, dass die Geschichte auch heute noch im Pentagon gemacht wird.“16 Am Ende der Vorstellung ruft Wolfgang Neuss, der den Erzähler spielt, zu einer Sammlung für den Vietcong auf und geht mit Hut durchs Publikum. Die Reaktionen sind gespalten, die einen spen-
den, andere schreien „Skandal“. Die Verwaltungsdirektion der Kammerspiele weigert sich, die Sammlung zuzulassen und beruft sich auf das Hausrecht. Neuss weigert sich daraufhin, weiterzu-
spielen, wenn nicht gesammelt werde, da diese Sammlung zur Inszenierung des Stückes dazu gehöre. Peter Stein und sein Mitregisseur Wolfgang Schwiedrzik: „Diese autoritären Praktiken der Theaterverwaltung machen nicht nur die Fragwürdigkeit einer ‚künstlerischen Freiheit’ deutlich, die in dem Augenblick, wo sie ein Minimum an politischer Konsequenz aushebt, administrativ beschnitten wird, sondern zeigen zugleich, dass Kulturverwalter und Ordnungshüter in unseren Theatern die bescheidensten Ansätze zu politischer Willensbildung und Praxis der eigentlichen Produzenten, nämlich der Schauspieler und Regisseure, am Arbeitsplatz zu unterbinden versuchen … Die Verantwortung für den Ausfall trägt eine schizophrene Theaterdirektion, die ein politisch-agitatorisches Stück zwar auf den Spielplan setzt, eine politisch-agitatorisch konsequente Auffüh-
rung jedoch durch formalistische Manöver verhindert.“17

Am 9. Juli gibt es wieder Wirbel um den „Vietnam-Diskurs“. Neuss darf nicht für den Vietcong sammeln. Schließlich fordern zweihundert Demonstrantinnen und Demonstranten am 19. Juli
bei einem Go-in im Werkraumtheater die sofortige Wiederaufnahme des am 16. Juli abgesetzten „Vietnam-Diskurs“. An der Spitze der Demonstration: Schauspieler Wolfgang Neuss. Intendant August Everding wendet sich mit einer Erklärung an die Münchner Tageszeitungen.

Am Sonntag, dem 1. September, veranstaltet der DGB eine „Matinee für den Frieden“ im Film-
theater Universum in der Sonnenstraße 17 mit Lichtbildern, Rezitationen, Protestsongs und An-
sprachen des Präsidenten des Bayerischen Jugendrings und des DGB-Kreisvorsitzenden Ludwig Koch. Der amerikanische Film „Green Berets“, eine Verherrlichung des Vietnamkrieges mit John Wayne, wird am selben Tag nach einem Go-in im Mathäser-Filmpalast in der Bayerstraße 5 abgesetzt.

GRIECHENLAND

Im Anschluss an eine Veranstaltung zum 35. Jahrestag der Machtübergabe am 31. Januar 1933
im Kongress-Saal des Deutschen Museums zieht am 31. Januar eine Demonstration zum nahe gelegenen griechischen Konsulat. Mit den Cops kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen.18 (Siehe auch „Prozesse“ und „Rechtsextremismus“.)

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Exilgriechen sprengen am 5. Mai mit Unterstützung der APO eine griechische Feier zum Jahrestag des am 21. April 1967 stattgefundenen Militärputsches im Hofbräuhaus am Platzl.

Die Panhellenistische Befreiungsbewegung und die Patriotische Front führen im Bürgerbräu-
keller
an der Rosenheimer Straße 11 in Haidhausen am 28. September eine Protestveranstaltung mit dem Ex-Minister Andreas Papandreou gegen die griechische Militärjunta durch. Auf das deutsch-griechische Reisebüro Konstantin wird am 30. September ein Anschlag verübt; jedoch
der Zeitzünder funktioniert nicht. – 10. November: „Für die Freiheit Griechenlands“20

NIGERIA und BIAFRA

SHB und HSU veranstalten am 18. Juli in der Universität ein Teach-in zum Thema „Bürgerkrieg Nigeria gegen Biafra“ mit dem Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, Werner Holzer, und Studenten aus Biafra und Nigeria.21

Siehe auch „Medien“.

CSSR und UdSSR

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Die Jungsozialisten der SPD führen im Alten Botanischen Garten am Mittwoch, 21. August, um 18 Uhr eine Kundgebung gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten in die CSSR durch. Es sprechen Dr. Jürgen Böddrich, MdL und Rudolf Schöfberger, MdL. Sie fordern „Freiheit für den demokratischen Sozialismus in der CSSR“. Anschließend geht eine Demonstration zum Königs-
platz, wo um 19 Uhr auf der Schlusskundgebung Immanuel Birnbaum (Süddeutsche Zeitung) spricht. Auch SDS und APO demonstrieren auf dem Königsplatz gegen den Einmarsch der Trup-
pen des Warschauer Paktes und für Dubcek.23 Die KfDA mit der Deutschen Friedensgesellschaft/ Internationale der Kriegsdienstgegner (DFG/IdK) und der Unabhängigen Schülergemeinschaft (USG) veranstalten am 22. August im Hackerkeller an der Theresienhöhe 4 eine Protestkund-
gebung gegen den Einmarsch in Prag. Viele Studentenorganisationen fordern den Abzug der Warschauer-Pakt-Truppen und bekunden ihre Solidarität mit Prag.

Mitglieder der USG und der Internationale Studentischer Kriegsdienstgegner (ISK) beteiligen sich am 26. August an der CSU/SPD/DGB-Kundgebung von CSU, SPD und DGB auf dem Königsplatz, um „den anwesenden Kundgebungskonsumenten die Widersprüchlichkeit im Verhalten der bun-
desdeutschen Politiker zu verdeutlichen“.24 Mit Flugblättern, in denen das militärische Eingreifen der UdSSR verurteilt wurde, erinnern die Schüler und Studenten an die mit offenem Beifall der CSU bedachte US-Politik. Um eine Rote Fahne geschart, stellen sie sich in die Menge und fordern in Sprechchören immer wieder nach Diskussion. Um die Fahne entbrennen Kämpfe, Fausthiebe werden verteilt und Tränengas geworfen. Schließlich wird versucht, die Fahne in Brand zu stecken. Trotzdem gelingt es, die starre, ablehnende und emotional aufgeladene Haltung der meisten Kundgebungsteilnehmer soweit aufzuweichen, dass sich schließlich zwanzig Diskussionsgruppen bilden. Am gleichen Tag findet eine Protestveranstaltung der DFG/IdK und der USG gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in die CSSR statt. Die Veranstaltung steht „unter der Forderung nach Abzug der in der CSSR einmarschierten Truppen der Warschauer-Pakt-Arme-
en“.25

MEXIKO

Seit 1929 regiert der Partido Revolucionario Institucional (PRI), eine verkrustete Institution der Macht, die Modernisierung und wirtschaftliches Wachstum im neoliberalen Geist favorisiert. De-
monstrationen der Studierenden richten sich von Juli bis Oktober gegen die zunehmende soziale Ungleichheit im Lande und gegen die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele, deren Insze-
nierung in krassem Gegensatz zu der realexistierenden Armut der Bevölkerung steht. Seit Mitte September hält das Militär die Universitäten in Mexiko-Stadt besetzt. Am Nachmittag des 2. Oktober versammeln sich Zehntausende, überwiegend Studierende, auf der Plaza de las Tres Culturas in Tlatelolco in Mexiko-Stadt. Militär umstellt die Kundgebung und eröffnet das Feuer. Später spricht Präsident Diáz Ordaz von „nicht mehr als vierzig Toten“. Währenddessen machen Schätzungen von bis zu achthundert Todesopfern die Runde.

München: Zweihundert Demonstranten ziehen unter den Parolen „Mexico si – Olympiade no“
und „Zweikampf, Fünfkampf, Zehnkampf – Klassenkampf“ am 11. Oktober vor das mexikanische Konsulat an der Ismaningerstraße und überreichen eine Resolution, in der die Freilassung der inhaftierten Studenten und die Ablösung des Polizeichefs von Mexiko-Stadt gefordert wird.


1 Vgl. Süddeutsche Zeitung 10/1968.

2 Vgl. Süddeutsche Zeitung 19/1968.

3 Archiv 451 im Archiv der Münchner Arbeiterbewegung

4 Siehe „Vietnam: Das totale Kunstwerk!“.

5 Siehe Süddeutsche Zeitung 35/1968 und 36/1968. Ein dpa-Foto zeigt die Sitzblockade vor dem Amerikahaus sowie den Einsatz der Polizei, Fotomuseum. Siehe „Politische Prozesse“.

6 Flugblattsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung. Vgl. Süddeutsche Zeitung 82/1968. Vgl. Staatsarchiv München, Polizeidirektion 16354.

7 Staatliche Behörden haben mit ihren Datensammlungen das Gedächtnis von Elephanten. Linda de Vos will am 7. April 2014 vom Frankfurter Flughafen aus in die USA reisen, um dort ihre Nichte zu besuchen. Beim Check-in wird ihr die Ein-
reise verweigert. Vor kurzem hat sie die Online-Petition gegen die NSA-Ausspähpraxis unterzeichnet, das kann aber nicht der Grund für die Ablehnung sein, denn andere Online-Petetenten können auch danach problemlos in die USA reisen. Linda de Vos erfährt, die Besetzung des Amerika-Hauses „dürfte“ der Grund für die Ablehnung sein. „Sie befürchtet, dass sie auf die ominöse No-Fly-Liste der USA geraten sein könnte.“ Frankfurter Rundschau 169 vom 24. Juli 2014, Lokalaus-
gabe Rhein-Main D8.

8 Plakatsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung. Vgl. Münchner Merkur 67/1968. Programm: Stadtarchiv, Zeitgeschichtliche Sammlung 190/5.

9 Fotos: Stadtarchiv Standort Rudi Dix-Archiv. Mappe 2024 E.

10 Plakatsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung. Programm: Stadtarchiv, Zeitgeschichtliche Sammlung 190/5.

11 Süddeutsche Zeitung 110 vom 7. Mai 1968, 17. Siehe „6. – 8. mai“.

12 Fotos: Stadtarchiv Standort Rudi Dix-Archiv. Mappe 0076 Studenten. (hier: „9.5.1968“)

13 Süddeutsche Zeitung 112 vom 9. Mai 1968, 11.

14 Fotos: Stadtarchiv Standort ZB-Ereignisfotografie-Politik-Demonstrationen.

15 Vgl. Süddeutsche Zeitung 122/1968.

16 Süddeutsche Zeitung 158 vom 2. Juli 1968, 15.

17 Süddeutsche Zeitung 171 vom 17. Juli 1968, 23.

18 Siehe „Politische Prozesse“.

19 Plakatsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung

20 Vgl. Süddeutsche Zeitung 271/1968.

21 Die Region Biafra hat nach einem Pogrom am Stamm der Igbos am 30. Mai 1967 ihre Unabhängigkeit vom diktato-
risch regierten Nigeria proklamiert. Trotz erbitterten Widerstands zeigte sich im darauf folgenden Krieg jedoch bald die militärische Unterlegenheit Biafras. Vor allem die ehemalige Kolonialmacht Großbritannien unterstützte die Zentral-
regierung; weitere Waffenlieferanten an Nigeria waren die USA, die Sowjetunion, Spanien, Polen, die Tschechoslowakei, Belgien und die Niederlande, wobei die drei zuletzt genannten Staaten im Laufe des Jahre 1968 ihre Lieferungen einstellten. Die der Republik Biafra zur Verfügung stehenden Waffen stammten etwa je zur Hälfte aus eigener Produktion und von der Volksrepublik China; weitere Lieferanten waren Portugal und Frankreich. Diplomatisch anerkannt wurde Biafra jedoch von keinem dieser Staaten. Am 18. Mai 1968 eroberten die nigerianischen Truppen die wichtige Hafenstadt Port Harcourt. Biafra verlor damit den Zugang zum Meer und die Versorgung von außen. Zirka zwei Drittel Biafras sind nun besetzt. Harald Steiner schrieb in einem Artikel in der Wiener Zeitung vom 28. Februar 1992 („Völkermord mit Beihilfe“), dass Nigeria nun durch die Verhängung einer Hungerblockade „zum Mittel des Völkermordes“ gegriffen habe, um Rest-Biafra zu bezwingen. Nach seinen Angaben seien dabei 2 Millionen Menschen, unter ihnen großteils Kinder, umgekommen; weitere 750.000 Menschen, die meisten von ihn Igbos, sollen im Kampf oder durch Massaker der nigerianischen Truppen ge-
storben sein. Steiner meint dazu: „Genozid ist der dafür passendste Ausdruck“. Nach fast drei Jahren Krieg muss die Republik Biafra am 15. Januar 1970 schließlich kapitulieren. Biafra wird wieder dem nigerianischen Staat eingegliedert.

22 Flugblattsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung

23 Siehe „Bürokraten aller Länder vereinigt Euch!“ von Wolfgang Brunbauer und Werner Präg.

24 Fotos: Stadtarchiv Standort ZB-Ereignisfotografie-Politik-Demonstrationen. (hier: „24. August“)

25 Siehe „Erklärung der ‘Jungen Sektion der Partei der Arbeit’ zu den Ereignissen in der Tschechoslowakei“.