Flusslandschaft 1968

StudentInnen

„Des dreckate Studentengschwerl, diese ungewaschenen Hundskrüppel sollen was Anständigs arbeiten!!!“ Studierende schneiden in der öffentlichen Meinung sehr schlecht ab. Sie werden im Ranking vermutlich nur noch von Gebrauchtwagenhändlern und Kommunisten getoppt. Da liegt eine Imagekampagne nahe, die zugleich auf die staatliche Repression hinweist.1

Ende der sechziger Jahre eskaliert der öffentliche Protest. Das Jahr selbst wird neben den Anfän-
gen der achtziger Jahre zum eruptiven Höhepunkt der bundesrepublikanischen Geschichte. Dabei bleibt München im Unterschied zu Berlin und Frankfurt der Ort, in dem weniger theoretische Proklamationen ihren Platz finden. Hier zeigt sich mehr die Spaß-Guerilla, die Kunstaktion, die ästhetische Provokation: Kostümverleiher Dr. Breuer, der seine eigenen Uniformen der Münchner Stadtpolizei gerade verliehen hat, ist mit zwei jungen Männern, die Uniformen „für ein Filmse-
minar“ benötigten, in die Kleiderkammer des Polizeipräsidiums gefahren, um sechs Uniformen auszuleihen. Am späten Vormittag des 10. Januar betreten sechs „Ordnungshüter“ die Ludwig-Maximilians-Universität am Geschwister-Scholl-Platz 1 und suchen gezielt Vorlesungen, so die von Prof. Helmut Kuhn und Reinhart Maurach, auf, um mit Professoren und Studenten darüber zu diskutieren, dass beim Teach-in am 19. Dezember 1967 in der großen Aula vier Beamte der politi-
schen Polizei inkognito und uneingeladen spioniert hätten. Die Verletzung der Autonomie der Hochschule müsse von der Universitätsverwaltung mit einer Strafanzeige wegen Hausfriedens-
bruch geahndet werden. Ihre entwaffnende Argumentation von Valentin’scher Qualität: „Wir de-
monstrieren, wohin es führen kann, wenn die Polizei die Universität betreten darf.“

Der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) lädt für den 12. Januar zu einem Teach-in im Lichthof der Universität zu den Vorkommnissen und kündigt eine Reihe von Strafanzeigen wegen Aufhetzung und Anstiftung zur Körperverletzung, Freiheitsberaubung gegen Prof. Maurach und Syndikus Schattenfroh an.

28. Januar: Die Aktionsgemeinschaft Demokratische Universität (ADU) veranstaltet im Auditori-
um Maximum der Universität eine Diskussion über den Begriff des „Linksfaschismus“, den Jürgen Habermas am 9. Juni 1967 auf dem Kongress „Hochschule und Demokratie – Bedingungen und Organisation des Widerstandes“ in Hannover verwendete.

Seit vier Jahren stehen sich im Münchner SDS zwei Fraktionen gegenüber: Die eine kann als eher marxistisch, die andere als antiautoritär bezeichnet werden. SDS-Mitglied Erich Eisner zählt zu ersten und veröffentlicht eine Abrechnung mit der zweiten.2 Innerhalb des SDS wird am 28. Janu-
ar die Frage einer Neuorganisation diskutiert. Die Aktivistengruppe schlägt die Bildung von Pro-
jektgruppen, Arbeitsgruppen und theoretischen Arbeitskreisen vor.

14. Februar: Die Studierenden demonstrieren; in den Nebenstraßen stehen vier Hundertschaften und zwei Züge der Bayerischen Bereitschaftspolizei zum Einsatz bereit.

16. Februar: Münchner Stadtarchiv über Demonstrationen.3

Der traditionelle Universitätsbetrieb ist obsolet, der Verband Deutscher Studentenschaften (VDS) erarbeitet alternative Einrichtungen.4

Am 18. April kommt es zum Prozess gegen Alois Aschenbrenner (27)5 und Heinz Koderer (28)6 wegen der „Polizeiuniformen-Aktion“, wegen eines Sitzstreiks gegen den Vietnamkrieg und der Störaktion im Amerikahaus. Amtsgerichtsrat Dr. Franz Hofmann verurteilt Aschenbrenner wegen erschwerten Hausfriedensbruchs in Tateinheit mit einem Vergehen des unbefugten Uniformtra-
gens zu vier Monaten Gefängnis ohne Bewährung, Koderer wegen unbefugten Uniformtragens, Landfriedensbruchs in Tateinheit mit einem Vergehen des Auflaufs, wegen Teilnahme an einem Sitzstreik vor der Münchner US-Botschaft am 8. Mai 1967 und erschwerten Hausfriedensbruchs zu neun Monaten Gefängnis ohne Bewährung. Hofmann: „Es ist den Angeklagten nach Überzeugung des Gerichts auch nicht darum gegangen, Mißstände aus der Welt zu schaffen, sondern nur darum, Radau zu machen und selbst Mißstände zu schaffen.“ Koderer beantragt in seinem Schlusswort dreimal lebenslänglich für den Staatsanwalt! Obwohl weder Fluchtgefahr noch Verdunkelungs-
gefahr besteht, werden beide in Handschellen abgeführt und ins Gefängnis nach Stadelheim ver-
bracht, müssen jedoch nach acht Tagen U-Haft wieder entlassen werden.7

Am 23. April sind anläßlich einer Kundgebung der Studierenden auf dem Königsplatz drei Hun-
dertschaften der Bayerischen Bereitschaftspolizei im Einsatz.8

3. Mai: Der AStA der Technischen Hochschule (TH) lädt zu einer Podiumsdiskussion über das Thema „Demokratisierung der Hochschule“ in den Hörsaal 2300.

8. Mai: Aus Angst vor erneuten Störungen durch APO-StudentInnen verzichtet der Uni-Rektor Prof. Dr. Carl Becker auf die traditionellen Eröffnungsfeierlichkeiten zum Semesterbeginn.

Am 9. Mai demonstrieren BiologiestudentInnen gegen ihre katastrophalen Studienbedingungen.9

Mittwoch, 15. Mai: „flugblatt 3 … Auf dem Teach-in in der Großen Aula, bei dem keine Vertreter der Germanistischen Fachschaft anwesend sind, wird am Nachmittag bekannt, dass sich am Dienstag bei einem Meinungsbild vor der Vorlesung Müller-Seidels die Mehrheit der Hörer für Ausfallen der Vorlesung und Beteiligung an der Diskussion über die NS-Gesetze ausgesprochen hatte, dass Prof. MS aber dennoch seine Vorlesung halten wolle. Die Studenten auf dem Teach-in finden dies Verhalten unverständlich und beraten, wie sie mit MS darüber diskutieren könnten. Das Teach-in schickt um 15h eine Delegation zu MS, die ihn um eine Diskussion in der Vorlesung bitten soll. MS ist nicht zu erreichen. Um 15.45h wird die Delegation nochmals zu MS geschickt; sie teilt ihm die Empfehlung des Teach-ins mit, er möge seine Vorlesung in die Große Aula verlegen. MS lehnt dies ab. Die Delegation informiert ihn vom Beschluss des Teach-ins, in seine Vorlesung zu gehen, um dort die am Vortag von den Hörern mit Mehrheit beschlossene Diskussion zu for-
dern. MS sagt, er werde die Vorlesung ausfallen lassen und begibt sich, um dies anzukündigen, zum Hörsaal. Dort ist seit 15.50h vor dem Eingang ein satirisches Happening im Gang, mit dem 10 Studenten versuchen, noch einmal auf die Vorrangigkeit der Diskussion über die NS-Gesetze ge-
genüber der Vorlesung hinzuweisen. Sie geben später folgende Erklärung ab: »Durch das Happe-
ning vor der Vorlesung von Prof. Müller-Seidel wollten wir dagegen protestieren: 1. dass Prof. Müller-Seidel und seine Kollegen sich nicht von vorneherein offen mit dem Boykottbeschluss des VDS solidarisiert haben; 2. dass MS den am Dienstag von der Mehrheit des Auditoriums gefassten Beschluss, am Mittwoch die Vorlesung zu bestreiken, ignorierte; 3. dass MS auf diese Weise den gegen die NS-Gesetze gerichteten Protest als eine gegen ihn persönlich und gegen die Ordinarien gerichtete Aktion erscheinen ließ. – Das Happening fand VOR der Tür des Hörsaals statt und sollte nicht die Abhaltung der Vorlesung verhindern.« MS teilt dem Auditorium mit, er werde die Vorle-
sung ausfallen lassen und seine Vorlesungen überhaupt erst wieder aufnehmen, bis die Rechtmä-
ßigkeit des Streikaufrufs und der anschließenden Abstimmung vor seiner Vorlesung am Dienstag geprüft sei …“10

„flugblatt 3 … Happening: etwas, was dabei ist, sich zu ereignen. – Ein Happening kann so entste-
hen: Jemand ärgert sich, dass ein Professor seine Vorlesung halten will, obwohl die Mehrzahl sei-
ner Hörer dagegen ist. Zwei Stunden vor der Vorlesung, über die er sich ärgert, sieht er einen, der sitzt auf einem Schaukelpferd, hat ein rotgelbes Trikot an, schaukelt und singt, viele stehen um ihn herum, hören ihm zu, wiederholen den Refrain. – Gib mir dein Schaukelpferd und dein Trikot, in zwei Stunden kriegst du alles zurück. – Tolle Idee, sagen sie; während er das Trikot anzieht und das Pferd zum Hörsaal schleppt, malen sie ein paar Plakate. – Die ersten Leute kommen, er fängt an zu schaukeln, zu singen, was ihm gerade einfällt, es werden immer mehr Leute um ihn, er fängt wieder von vorne an, viele singen den Refrain – ein Happening ist etwas, was sich ereignet …“11

28./29. Mai: Streik an der TH an der Arcisstraße 21.12

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Die Ingenieur-StudentInnen aus München, Regensburg, Würzburg und Münchberg treten am 11. Juni in einen unbefristeten Streik und Prüfungsboykott gegen die Reformpläne der Kultusmini-
sterkonferenz. Die DozentInnen und Direktoren schließen sich an. Die StudentInnen verlangen in einem neuen Akademiegesetz den Hochschulstatus und dadurch die Anerkennung der Ing.-Titel in den EWG-Ländern, in denen sie bisher nur als Techniker gelten. Dreitausend StudentInnen des Oskar-von-Miller-Polytechnikums, der Staatsbauschule und der Höheren Wirtschaftsfachschule ziehen, begleitet von einer Hundertschaft und einem Zug der Bayerischen Bereitschaftspolizei, vor das Kultusministerium. Minister Dr. Huber empfängt eine Delegation, weist aber ihre Forderung ab. Zweitausend Ingenieur-StudentInnen ziehen am 12. Juni in einer Spontandemonstration zum Gewerkschaftshaus an der Schwanthalerstraße 64 und fordern Unterstützung für ihre Ziele. „Ge-
witterstimmung im doppelten Sinn“: Neuntausend StudentInnen der Ingenieurschulen und der Höheren Wirtschaftsfachschulen demonstrieren am 18. Juni auf dem Wittelsbacherplatz.14 Der CSU-Landtagsabgeordnete Roland-Friedrich Messner berichtet, dass fünfundfünfzig seiner Kollegen einen Antrag für die Studentenforderungen unterschrieben hätten.

28. Juni: Die Junge Union (CSU) lädt zu einer Veranstaltung über „Demokratie und Hochschule“ ins Schwabinger Bräu, Leopoldstraße 82, mit Ministerpräsident Alfons Goppel (CSU), Dr. Erich Schosser (CSU), Roland Friedrich Messner (CSU) und den Studentenvertretern Hubert Wagner (AStA Uni), Reiner Jendis (SDS), Gerd-Jan Nibbrig (AStA TH) und Michael Zöller (AStA Uni Würzburg).

In der TH-Mensa findet die Uraufführung der szenischen Dokumentation „Nach-Spiele“ von Günter Wallraff statt. Veranstalter sind: DGB München, Humanistische Studenten-Union (HSU), LSD, Sozialdemokratischer Hochschul-Bund (SHB), AStA TH, Komma Klub und Gewerkschaft-
licher Arbeitskreis der Studenten
(GASt).

2. Juli: „Über die Bestrafung von demonstrierenden Schülern, Studenten und den möglichen Ent-
zug des Ausbildungsbeitrags aus dem Honnefer Modell“15

3. Juli: Der „Fall Martin“ macht Schlagzeilen an der Universität. Der Student Heinz E.R. Martin ist seit acht Jahren Assistent und Günstling von Prof. Dr. Helmut Hoffmann (Indologisches Institut), ohne jemals eine wissenschaftliche Qualifikation nachgewiesen zu haben.

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5./6. Juli: POFO-Straßentheater auf dem Geschwister-Scholl-Platz zum Hochschulgesetzt unter dem Motto „Lasst Euch nicht einwickeln“. Das Theater nimmt aber neben Kultusminister Huber auch die christ-soziale Münchner Studentenunion (MSU), die den AStA stellt, aufs Korn.17

Im Hörsaal 101 der Universität findet am 8. Juli ein Teach-in über „politische Justiz“ statt, das sich mit den jüngsten Urteilen gegen APO-Studentinnen und APO-Studenten und dem am 9. Juli im Justizpalast stattfindenden Berufungsprozess gegen Aschenbrenner und Koderer befasst.

In der Revision am 9. Juli thematisiert Rechtsanwalt Konrad Kittl den anachronistischen Straftat-
bestand des Landfriedensbruchs und ruft dem Gericht zu: „Ich fordere Sie auf zum Ungehorsam gegen die obrigkeitsstaatliche Rechtssprechung, die sich in einer solchen Auffassung ausdrückt.“ Das Gericht jedoch kommt zum Schluss, dass „Koderer durch sein Sitzen Gewalt gegen Personen, nämlich die dadurch aufgehaltenen Autofahrer, angewandt“ habe. Weil aber Koderer auf folgende Schizophrenie hinweist: „Wenn sich ein Student als Polizist verkleidet, wird von Terror und Links-
faschismus gesprochen. Wenn sich aber Polizisten verkleidet in die Universität begeben, wird nicht einmal Anzeige erstattet“, reduzierte sich das Urteil gnädig auf sieben Monate für Koderer und sechs Wochen für Aschenbrenner.

Der konservative „Arbeitskreis für die neue Universität“ legt mit dem „Münchner Manifest“ Leitsätze zur Hochschulreform zur Diskussion vor, der SDS dazu ein umfassendes Kritikpapier, ebenso die ADU und der Liberale Studentenbund Deutschlands (LSD).

Die Germanistik-StudentInnen beschließen in einer Resolution die Zwischenprüfungen zu boykottieren.

19. Juli: StudentInnen folgen der Einladung von Oberbürgermeister Vogel.18

Die SDS-Hochschulprojektgruppe und der ADU-Hochschularbeitskreis führen am 23. Juli ein Teach-in zum „Münchner Manifest“ (Leitsätze zur Hochschulreform) durch.

Im SDS stehen sich zwei Fraktionen gegenüber. Bundesweit zählt er etwa 2.500 Mitglieder, etwa 150 von ihnen werden als „Orthodoxe“, „Traditionalisten“ bzw. als „Alt-KP-Flügel“ bezeichnet. Bei den IX. Weltjugendfestspielen im bulgarischen Sofia wollten „antiautoritäre“ SDS-Genossen vor der US-Botschaft am 29. Juli mit einem Sit-in demonstrieren, „orthodoxe“ SDSler stellten sich gemeinsam mit bulgarischen Polizisten in Zivil sehr handgreiflich diesem Ansinnen in den Weg. Der SDS steht vor der Spaltung. Bei der 23. Delegiertenkonferenz vom 12. bis 15. September in Frankfurt am Main kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen. Fünf Genossen sollen, wie der Bundesvorstand am 10. August beschlossen hat, ausgeschlossen werden, unter ihnen Andreas Achenbach und Fred Schmid aus München. Achenbach wehrt sich und zieht die antiautoritären Positionen ins Lächerliche. „Teufel – so erzählt Achenbach sei in eine Mitgliederversammlung
des SDS in München gekommen und habe als Kriterium für Mitgliedschaft im SDS die Länge der Schwänze angegeben. ‚Auf Grund dieser Kriterien sind dann der Genosse Schmid und ich zu Delegierten gewählt worden.’ Achenbach verlangt schließlich, den Ausschlussantrag zurückzu-
nehmen, damit man zu einer inhaltlichen Diskussion kommen könne. Für den Fall seines Aus-
schlusses versichert Achenbach der Delegiertenkonferenz, dass er trotzdem weiterhin im SDS aktiv sein werde. ‚Die SDS-Gruppe München gibt mir dafür die Möglichkeit.’ Reiche fordert, dann müsse die gesamte SDS-Gruppe aus München ausgeschlossen werden. ‚Am selben Tag werden wir dann noch eine neue SDS-Gruppe München gründen.’“19 Es hilft nichts; die fünf werden ausgeschlossen.

Im Soziologischen Institut der Universität (Prof. Karl Bolte) wird zum erstenmal in der BRD ein Institutsausschuss gegründet, der zu fünfzig Prozent mit StudentInnen besetzt ist.

5. November: Resolution der TH.20

8./9. November: Demonstration gegen Kultusminister Huber.21

11. November: Go-in bei Nazi-Professor Maurach und Befragung über Politische Justiz.

22. November: TH-StudentInnen wählen Kultusminister Dr. Ludwig Huber zum „Obernarren“.

Auf einem Podiumsgespräch über das geplante Hochschulgesetz stellt sich am 26. November Kultusminister Huber CSU-freundlichen StudentInnen und Professoren. Die Veranstaltung findet weitab von der Universität im Kongress-Saal des Messegeländes statt, einige Stinkbomben würzen das Treffen. Im Institut für Zeitungswissenschaft im Amerikahaus werden Wandzeitungen gegen die autoritären Strukturen angebracht. Unbekannte malen an die Uni-Wände „Axel-Springer-Universität“.

In verschiedenen Fachbereichen bilden sich an der Universität weitere Basisgruppen, die von unten her die Form und den Inhalt des Lehrbetriebes praktisch in Frage stellen. „Im Gegensatz zum Universitätsbetrieb reproduzieren die Basisgruppen kein Fachidiotentum“. Angestrebt wird ein wissenschaftlich arbeitendes Koordinationszentrum.

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Der VDS führt am 4. Dezember im Auditorium Maximum ein Teach-in zum Hochschulgesetz mit Dr. Hubert Raupach (SPD), Dr. Jürgen Böddrich (SPD, MdL) und Volker Gerhardt (VDS) durch. Kultusminister Huber sagt wieder einmal ab.

12. Dezember: Die IngenieurstudentInnen treten wieder in den Streik gegen die bayerische Bildungspolitik und für ein FHS-Gesetz.

23
Dreitausend StudentInnen der Staatsbauschule, der Höheren Wirtschaftsfachschule und des Polytechnikums demonstrieren am 13. Dezember gegen Hubers Hochschulpolitik in einem Schweigemarsch zur Theresienhöhe, wo der CSU-Parteitag stattfindet.

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Dass der AStA von der konservativen Münchner Studentenunion (MSU) gestellt wird, dass die meisten Studierenden mit dem eher unpolitischen, traditionellen Bild einer Stellvertreterpolitik aufgewachsen sind. Dem entgegengesetzt gründeten die „Linken“ Fachschaftsausschüsse, um die Basis zu motivieren und Interessenvertretung von „unten“ zu ermöglichen. Für den Konvent kann jetzt nur kandidieren, wenn er von den Ausschüssen gewählt wurde. Während des Wahlkampfes tritt das Sozialistische Straßentheater mit seinem „Huber-unser“ auf. So erringen bei den Kon-
ventswahlen an der Universität am 13. Dezember die linken ADU und SHB eine Zweidrittelmehr-
heit gegen die Vertreter der MSU. – 14. Dezember: Der neue „linke“ AStA vermittelt Adressen von Ärzten, die Rezepte für die Anti-Baby-Pille auch an Unverheiratete vergeben. Die „Roten Zellen“ stellen bis 1974 den AStA.

Der persische Student Farazi soll ausgewiesen werden. Am 19. Dezember sichert Rektor Prof. Becker bei einem Teach-In im Audimax den Studierenden zu, dass die Uni ausländische Studie-
rende schütze. Hinter seinem Rednerpult hängt ein Spruchband mit der Aufschrift „Im Juni war es Ohnesorg – an Farazi dulden wir kein’ Mord“.25

Siehe auch „Gedenken“, „Militanz“ und „Notstandsgesetze“ und „Religion“.

(zuletzt geändert am 18.10.2020)


1 Siehe „Die Polizei – wessen Freund und Helfer?“.

2 Vgl. Erich Eisner, Gegen die Bürger im Marxpelz. Die antiautoritären „Linken“ in der Arbeiterbewegung. FAZIT-Reihe 2, Köln 1968.

3 Vgl. MStA 7.

4 Siehe „Gründung von kritischen Universitäten“.

5 Zu Alois Aschenbrenner siehe „Der Besitzer des Café Trikont“ von Jürgen Arnold 1969.

6 Siehe „Exempel statuiert“ von Heinz Koderer.

7 Siehe „Politische Prozesse“.

8 Fotos: Stadtarchiv Standort ZB-Ereignisfotografie-Politik-Demonstrationen.

9 Stadtarchiv, Zeitgeschichtliche Sammlung 516/14.

10 Flugblattsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung

11 Flugblattsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung

12 Flugblattsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung

13 Fotos: Stadtarchiv Standort ZB-Ereignisfotografie-Politik-Demonstrationen. (hier: „17. Juni“) Fotos: Stadtarchiv Standort Rudi Dix-Archiv. Mappe 0076 Studenten (hier: „19. Juni“).

14 Vgl. Münchner Merkur 158/1968.

15 Flugblattsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung

16 Fotos: Stadtarchiv Standort Rudi Dix-Archiv. Mappe 0076 Studenten.

17 Vgl. Münchner Merkur 173/1968 und 174/1968.

18 Eberhard Mann: „Immer derselbe ‚Scheiß-Ärger’ mit dem KP-Flügel“ In: Frankfurter Rundschau vom 14. September 1968.

19 Stadtarchiv, Zeitgeschichtliche Sammlung 516/14.

20 Fotos: Stadtarchiv Standort Rudi Dix-Archiv. Mappe 0076 Studenten.

21 Flugblattsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung

22 Flugblattsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung

23 Flugblattsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung

24 Fotos: Stadtarchiv Standort Rudi Dix-Archiv. Mappe 0076 Studenten.