Flusslandschaft 1979

Zensur

1980 ist Bundestagswahl. Seit 1972 macht Dieter Hildebrandt für das ZDF die „Notizen aus der Provinz“. 1979 ist damit Schluss. ZDF-Intendant Dieter Stolte verordnet Hildebrandt eine „Denk-
pause“, vermutlich auf Intervention führender bayrischer CSU-Politiker.

Am 19. Februar findet eine Demonstration in Form eines theatralischen „Exorzismus“ gegen das kultusministerielle Verbot des klassenweisen Besuchs von „Was heißt denn hier Liebe!?“ statt.1

Die „Allgemeine Schulordnung“ (AschO) hält Schülerinnen und Schüler an der kurzen Leine einer freien Meinungsbildung. „Am 1. August 1979 jährte sich das Inkrafttreten der bayerischen Allge-
meinen Schulordnung (ASchO) zum fünften Mal. Die Junge Presse Bayern e.V., Landesverband der bayer. Jugendpresse und Ihre Mitglieder sind besonders durch den § 67 dieser Verordnung betroffen: er deklariert die Schülerzeitung zu einer Veranstaltung der Schule und öffnet der Zensur Tür und Tor. – Dieser Jahrestag wurde zum Anlass genommen, eine 58seitige Broschüre zur ASchO zu erstellen. Die Diskussion über die ASchO aus den Jahren 1974/75 wird anhand von Jugendzeitungen dieser Jahre dokumentiert, die Stellungnahmen wichtiger Organisationen sind abgedruckt. Auszüge aus dem Verordnungstext von 1961 und der Neufassung von 1974 werden vorgestellt. Dazu kommen Meinungen, Karikaturen und Essays. – Diese Dokumentation ist für DM 2,- in Briefmarken bei folgender Anschrift erhältlich: Wolfgang Peschel, Johann-Clanze-Straße 70, 8000 München 70. Bei Abnahme ab 10 Exemplaren kostet die Broschüre noch DM 1,50 + DM 2,30 Porto.“2 Schülerzeitungsredakteure haben es nicht leicht.3

Siehe auch „Alternative Medien“ und „Bürgerrechte“.


1 Siehe „Geisteraustreibung“ von Horst Tiger, „Brief an den Kultusminister von Bayern … und dessen Antwort“ und „Was heißt’n hier Liebe?“ von Manuel Koester; vgl. Süddeutsche Zeitung 42/1979.

2 Mitteilungen der Humanistischen Union 3 vom Oktober 1979, 33.

3 Siehe Erichs „Eine Zensur findet doch statt … z.B. am Erasmus-Grasser-Gymnasium“.